Hallo Ben,
ich bin auch Anfänger im Trickflug (seit so 3 Monaten, fliege aber nur 1x pro Woche). Was die Drachenauswahl betrifft, kann ich Dir ein paar Anfängererfahrungen zu Deinen Vorstellungen geben:
1) HQ Breeze
Habe ich selbst und fliege ich sehr oft, weil der Drachen mit relativ wenig Wind auskommt. Aber im Vergleich zu anderen Niedrig-Wind-Drachen benötig Breeze schon eine spürbare Brise, gerade bei unerfahrenen Trickpiloten (recovern ist leichter). Für den Axel ist HQ Breeze richtig super! Für Rückentricks aber schon kritisch (ist aus dem Backflip bei knapp 1Bft nicht rauszubekommen, auch nicht für Profis).
2) Merlin
Einen von Michael Mussmann veränderten Merlin durfte ich auf der Trickflugschulung in Celle am 29.10.05 fliegen (untere Querspreize Skyshark konisch, ich glaube PT5, entsprechend gekürzte Standoffs zu Entlasung der Segelspannung, kleine Gewichte an unteren Querspreizen-Verbindundern und an der Nase). Der war eine Offenbahrung für mich: Mit Leichtigkeit und äußerst kontrollierbar ließen sich Tricks ausführen und fliegen bei inzwischen 1 Bft.
3) Magnum
Den Magnum von Premier Kites benutze ich normalerweise für den Trickflug. Dieser Drachen ist ein nahezu reiner Trickflugdrachen mit relativ großer Segelfläche (Spannweite 240cm, Standhöhe 104cm, schwach eingeschnittene Schleppkante). Trotz seiner hochwertigen Bestabung (Shyshark P200/P300) benötigt er eine deutliche Portion Wind. Meiner geht bei 5 Km/h; bei 20 Km/h lasse ich ihn nicht mehr an die Luft.
Der Magnum hat den wichtigen Anfänerbonus langsam und nachvollziehbar zu fliegen, selbst in verissenen Tricks. Sogar eine Schlafmütze wie ich bekommt dabei mit, was am anderen Ende der Leinen passiert.
Die Lenkbefehle für den Magnum dürfen beim Erlernen auch ausladend sein, später axelt man ihn aus dem Handgelenk.
Grundsätzlich macht die große Segelfläche ihn ziemlich windabhängig und erschwert dem Anfänger bei höheren Winden vieles (z.B. in den Backlip werfen aus vertikalem Aufwärtsflug). Bei wenig Wind geht auch manches nicht, wie z.B. das Recovern aus der Lazy Susan.
Unter diesen dreien sticht der von mir geflogene Merlin deutlich hervor (Vorsicht, es war kein unverändertes Serienmodell). Da Du im Raum Dresden wohnst und nicht unbedingt auf einem Berggipfel Drachen fliegst, haben Modelle, deren Windbreich bei unter 1Bft beginnen, als Trickanfänger gewisse Vorteile, weil der Wind einfach häufiger für das Binnenland typisch schwach daher kommt. Um Tricksen mit Drachen zu lernen hilft nämlich einfach nur üben, üben und nochmals üben!
Bist Du bereit, Dir EINEN Drachen zum Tricksen zu kaufen, brauchst immer den passenden Wind für diesen. Für das relativ große Spektrum des "normalen" Windes braucht man eben nicht einen Trickdrachen, sondern gleich drei (Ultra-Light, Standard und Vented).
Wenn ein Drachen mit z.B. 2-5 Bft angegeben wird, kannst Du diesen wohl in den Windgeschwindigkeiten fliegen (Achten, Landungen am Windfensterrrand), aber nicht richtig Tricksen. Wenn Du als Anfänger (wie ich) damit übst, ist der nutzbare Windbereich oben und unten kleiner! Mit der Erfahrung erweitert er sich (sowohl nach oben, wie nach unten), in der Regel sogar über die Herstellerangaben hinaus.
Mein Tip als Frisch-Anfänger an Leid- und Freudegenossen: Hol Dir einen Drachen, der bei wenig Wind fliegt und alle Basic-Tricks kann (Axel, Backflip, Fade, Lasy Susan, Backspin, Flic-Flac). Übe bei wenig Wind Snap-Stalls, Axel (dessen Varianten), Backflip und Fade. Nimm für Wind ab 2 Bft die Standard-Variante dieses Drachens und für ordentlich Wind die vented-Variante.
Wie gut sich Dein Trickdrachen tricksen lässt, ist garnicht so wichtig (solange er alles ganz gut kann)! Denn Du hast den Vorteil, dass Du noch keinen Vergleich kennst: Ist es ein "Trick-Schenker", bekommst Du zwar früh Erfolgserlebnisse, dafür später den Frust, wenn Du versuchst dieselben Dinge mit einem anderen Drachen anzustellen. Ist Dein Drachen ein bischen "schwierig", hast Du am Anfang noch ein bischen mehr Frust als nötig, dafür kannst Du die Erfahrungen ganz leicht auf andere Drachen übertragen und hast später mehr Erfolgserlebnisse.
Am wichtigsten ist meiner Erfahrung nach, dass Du möglichst oft auf der Wiese stehst und einen passenden Drachen für den derzeitigen Wind an der hochwertigen Leine hälst und Tricksen übst.
Dabei ist weniger die Dauer der Wiesenbesuche, als deren Häufigkeit entscheidend: Nach 2-3 Stunden kommt meist ein langes Konzentrationstief und da klappt irgendwie nichts mehr. Entweder bleibst Du noch ein ganzes Weilchen und überwindest es mit Pausen und einfacheren Übungen oder Du gehst frustriert von der Wiese - das wäre aber garnicht gut für Dein Drachentalent (in vielerlei Hinsicht).
Apropos Leine:
Ich habe erst seit ziemlich genau 4 Jahren Drachen- und Leinenerfahrungen, aber mein derzeitiger Stand ist, dass die Climax Profiline (die in knall-gelb) sehr dünn und glatt für ihren Preis ist. Die habe ich selbst aber erst seit 3 Wochen (55 und 38daN) und bin begeistert - sowas hatte ich noch nie; sehr dünn und dehnungsarm. Leider ist sie sehr neu: Erfahrungen über deren Haltbarkeit findest Du wohl nicht mehr dieses Jahr.
Die Cyclone Xtrem fliege ich auch in der 30Kg Stärke, die finde ich OK (für den niedrigeren Preis).
Von diversen Dyneema Leinen (auch SK75) kann ich mit meinen persönlichen Erfahrungen ZUM TRICKSEN nur abraten. Meine SK75 waren nicht besonders haltbar (50Kg und 75Kg) und hatten viel stärkeren Widerstand, wenn sie verdrillt waren. Selbst unter Berücksichtigung des niedrigen Preises war für mich die Qualität nicht ausreichend.
Offtopic: Zum Power-Kiten in höheren Stärken (mehr als 100Kg Bruchlast) würde ich als nur Nebenbei-und Warmduscher-Power-Kiter vielleicht noch Cyclone Xtrem kaufen aber die Qualitätsansprüche nicht noch weiter runterschrauben.