Hallo Ihr mitleidenen Trickanfänger,
ganz frei greife ich mal diesen Thread auf, um Euch ein wenig an meinen neuesten Drachenerfahrungen teilhaben zu lassen.
Backround (kurz abgerissen)
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Im Herbst 2001 hat es mich erwischt mit dem Drachenfieber durch einen eher zufälligen Kauf eines Eddys beim Spazierengehen an der Promenade. Es folgten einige Tage intensiven Internet- und Anbietersichtung. Schwups war ein Anfänger-Delta für 160 DM gekauft (Wolkenstürmer Rainbow-Dart) -guter Infektionsdrachen übrigens. Der zog bei richtig Wind (5-6 BFT) auch ein bischen (so 60-70 DaN) und ist ein Drachen mit wirklich gutmütigem Verhalten für richtige Newbies ohne weitere Ambitionen einfach schön. Damit war mein Schicksal entgültig besiegelt: Voll infiziert, hoffnungslos, scheinbar unheilbar...
Es folgten innerhalb von 8 Wochen noch 3 weitere (günstigere) Drachen und als es einfach nur noch kalt war konnte ich mich ein bischen vom Drachenfieber erholen. Aber im folgenden Frühjahr (2002) kam der Kracher: Ein Spacekites Topas (damals noch und inzwischen - Gott sei Dank nicht mehr - limited Edition) für 175 Euro. Meine Interesse für das Powerkiting war heiss entflammt! Aber es konnte so nicht weitergehen - Kaufrausch-Hobbys sind nicht mit meinem schmalen Geldbeutel vereinbahr und grundsäzlich bin ich für sowas dann doch zu geizig. Ich fasste einen Beschluss: Neuer Drachen kommt erst nächstes Jahr! Es war zwar erst April, aber ich habe es durchgehalten. April 2003 kam dann eine Vernunftentscheidung: Der/die Breeze von HQ (ein Leichtwinddrachen), um eben auch bei wenig Wind was in der Hand zu haben. War aber nicht so meine Sache.
Nun, nach strengen Einkaufsbeschänkungen und einem fast eingeschlafenen Hobby habe ich mich nun wieder mit Drachen beschäftigt und mir einen neuen Trickdrachen gegönnt (Magnum von Premier). Vor der Anschaffung war die Sehnsucht nach Trickkitung gereift.
Content (was ich eientlich schreiben wollte)
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Ich habe mir zum Trickfliegen zunächst den Axel vorgenommen - mehr oder weniger erfolgreiche Erfahrungen mit Slides, 360er (Nullwind), Spin-Stalls und ungewollten Stalls hatte ich schon.
Zwei aufeinanderfolgende Flugtage später konnte ich den Move Axel. Beim nächsten mal merkte ich - der sitzt! Wenn ich einen Axel machen will, dann mache ich einen - Mit 80%iger Wahrscheinlichkeit kommt auch einer dabei heraus. Gut sahen die nicht aus, aber ich hatte endlich einen richtigen Trick, den ich bei unterschiedlichen Winden (ist er stärker, dann am Windfensterrand) perfektionieren könnte.
Am nächsten Flugtag überprüfte ich die Zuverläsigkeit der Axels: Ging gut, aber Verbesserungen/Verschönerungen waren erstmal nicht drin, oder hätten nur im Frust geendet. Ich versuchte mich mit der Lazy Susan (Drachen in den Backflip "werfen" und dann in Rotation bringen). Mit Gewichten am Kielstabende ging der Backflip leichter. Der Tag endete mit sehr viel Laufarbeit in ziemlicher Erschöpfung. Ich wäre ernsthaft frustriert gewesen, wenn da nicht eine weitere unglaublich sympatische Begnung mit einem anderen Drachenfreund gewesen wäre (hier wohlbekannt als Datenland).
Bei der folgenden Drachengelegenheit habe ich mich mit Grundlagentraining beschäftigt: Drachen in den Backflip legen und gerade runterselgeln lassen - Besser garnicht erst eine Lazy versuchen. Hart war es für mich, aber auch lehrreich: Teilweise (ganz selten unter besten Voraussetzungen) gelang vereinzelt ein Liften im Backflip, aber der Breeze (Leichtwind) und ich sind dafür nicht geschaffen.
Nächster Termin, ausreichend guter Wind für den Magnum und Versuche mit der Lazy Sue - erfolgreich. Außerdem habe ich festgestellt, dass der Drachen nach meinen stümperhaften Lasy-Versuchen sozusagen automatisch wieder in eine normale Fluglage kommt. Aus meinen Axel-Erfahrungen weis ich: Zuwenig Slackline. Gedacht und sofort umgesetzt - Funktioniert! Ein gut dosierter Zug für zur Lazy Sue, deutliche Slaskline danach lässt den Drachen wieder satt im Backflip liegen! Das klappt ja wie am Schnürchen (im wahrsten Sinne des Wortes).
Auch mehrfach "angekurbelte" und damit beschleunigte Lazy Susans funktionierten - immer noch mit deutlichem Höhenverlust.
Nächster Termin: Gaaanz wenig Wind. Mit etwas Glück habe ich eine leichte Böe mit dem Breeze erwischt und plötzlich hatte ich mit meinen gesammelten Erfahrungen und diesem (leider nur kurzweiligen) Windhauch ein ganz anderes Gefühl für diesen Drachen: Plötzlich konnte ich ihn "Hochpumpen", indem ich Kreise flog und sobald er nach oben fliegen sollte, zog ich die Leinen seitlich am Körper hinter mich, gönnte ihm bei den Abwärtsbewegungen Slack und konnte so mit jeder Umdrehung Höhe gewinnen - das Timing stimmte.
Ja der Breeze ist ein Leichtwinddrachen, der eingentlich ein bischen zu schwer für Hauchwind ist....
Also hat er mehr Schwungmasse als ein angemessener Kite für diesen Wind, oder? Ich habe mal ein paar Axel versucht... Experimentell habe ich den Breeze nicht deutlich in den Axel "geworfen", sondern ihn gaaanz langsam im sowieso ständig vorhandenen Stall "in den Axel gezogen" - Whow! Bei Hauchwind kann so eine Umdrehung gut und gerne 2-3 Sekunden dauern... Du denkst die ganze Zeit: "Gleich fällt er wie ein Stein vom Himmel und Du kannst garnicht so schnell rückwärts rennen, um wieder Kontrolle über ihn zu bekommen!" Aber es geht ohne einen Schritt zu tun! Der Drachen dreht sooo langsam, - quasi in Zeitlupe - dass ich ihm genau ansehe, wann ich die notwendigen 30cm aus dem Ellenbogen ziehen muss, um ihn ganz normal weiterfliegen zu können.
Das war ein echtes Aha-Erlebnis! Es war ein frustraner Wind an diesem Tag - Es waren bestenfalls ein paar Böen voll Wind (zwischendurch habe ich mit meinem Stardust den einen oder anderen 360er geflogen). Trotzdem habe ich was ganz neues über einen meiner Drachen gelernt. Ich glaube nicht, dass ich in der Lage dazu gewesen wäre, ohne den Tag Backflip-Kontrolle und die 2-3 Tage Axel-Training.
War das sowas wie eine Schwebe-Drachen-Begenung? Das könnte ich mir auch bei mehr Wind schmecken lassen! Die Axel sahen dabei richtig gut aus!
Um Missverständnissen vorzubeugen: Dieser Post ist bitte keinesfalls als Werbung für den Breeze zu verstehen! Wie schon andere erwähnten ist dieser Drachen (in Hinblick auf den Wind) "weder Fisch noch Fleisch". Das heist: Es gibt viele Drachen, die mit viel weniger Wind auskommen und einige, weit trickfähigere Drachen, die mit demselben Wind klarkommen. In meinen Augen ist der Breeze ein "Poor-Mans SUL". Ein Drachen im Indoor-Schnitt (mit all seinen Nachteilen) mit günstigen (schweren) Stäben.
Andererseits rate ich jedem unerfahrenen Trick-Piloten vom frühzeitigen Verkauf seiner Drachen ab - in dem einen oder anderen kann noch eine ungeahnte Überraschung stecken!