Hallo Thomas,
Danke, für Deine Infos und die verständige
Anfrage!
[hr]
Zitat
Anfänger, seit ca. 8 Jahren 4-5 mal im Jahr für ein paar Stunden mit einem Aldi Drachen aufm Feld.
Du kennst vom Lenken also nur den Aldi-Delta aus dem Binnenland (oder ähnliches) und bist sowas an 30 Terminen geflogen? Du hast ein ganz erstaunliches Durchhaltevermögen! :O
Zitat
Wieviel bist Du bereit für Deinen neuen Drachen auszugeben?
soviel wie nötig ist. Wobei ich schon jetzt ahne, dass es - wenn mich das Fieber gepackt hat...
Du hast bisher noch nicht so richtig Erfahrungen mit einem Sportlenkdrachen gesammelt (kleine schwere Deltas sind was anderes) und bist Dir grundsätzlich noch nicht sicher, ob Du Dich überhaupt infizierst, möchtest aber gerne sowas mal erleben?
Wenn Du Dir noch nicht so sicher ist, ob Du Dich mitreißen lassen kannst, stellt sich die schwierige Frage, ob Du Dir was ganz Billiges zum Testen kaufen solltest, um es im Erfolgsfall schnell auszumustern, oder doch gleich was Gutes, um die Erfolgschancen zu steigern?
Tjaaaa.... Echt schwieriges Problem, weil die häufigste Lösung einen echten Kompromiss darstellt, der auch gleichzeitig jeden Aspekt nur suboptimal berücksichtigt: Was halbwegs Brauchbares zu einem noch erträglichen Preisrahmen...
Am Ende gibst Du schon richtig Geld aus für einen Drachen, an dem Du doch schnell die Freude verlierst. :L
Aber es gibt eine richtig gute Lösung: Kaufe einfach hier einen günstigen Gebrauchten und wenn der (vielleicht auch schon bald) nicht mehr passt, kannst Du ihn mit nur geringem Wertverlust wieder verhökern! 
Zitat
(Powerkiting, Trick, Präzision, Allround, Einzel oder Team)? [...] Ganz im Ernst - ich habe keine Ahnung. Dennoch glaube ich, dass mich Trick (vielleicht auch Präzision) am ehesten reizen würden - da gibt es auch in den nächten Jahren noch genügend zu verbessern.
Also das mit dem Trickflug ist auf jeden Fall schon eine ergiebige Sache (rein zeitlich gesehen). Was die Drachenhaltbarkeit angeht (nicht vom Verschleis, sondern vom Gefallen/Herauswachsen her), würde ich gern mal einen richtig langen Aufsatz schreiben - Ich muss es nur einfach tun :-), nur bitte nicht heute!
(genausowenig wie gestern, vorgestern, letzten Monat, letztes Jahr...)
Wenn es stimmt, dass Du bisher eigentlich nur Drachen auf Supermarkt-Niveau geflogen bist, fällt es mir an dieser Stelle schon irgendwie schwer, Dir Dinge über Trick-Drachen zu vermitteln: Dazwischen liegen wirklich verdammt viele Welten.
Zitat
btw, schließen sich Trick und Präzision aus?
Bis Du Dich mit den 100 besten Drachenpiloten Deutschlands messen willst, sicher nicht. Danach: Irgendwie schon, aber diese Frage spielt für Dich die nächsten Jahre eigentlich keine Rolle, sofern Du nicht fast jeden Tag üben magst/kannst.
Auf jeden Fall wirst Du, bis das wichtig wird, schon ein paar Segel schlicht verschlissen haben.
Jeder nicht als superquirlig verrissene Trickdrachen ist für einen Anfänger einfach nur unglaublich präzise und schnarchlangsam. :sleep: Als ich anfing, waren mir die günstigen Trickdrachen schlicht zu langweilig (zogen garnicht, waren langsam, wollten garnicht richtig drehen), aber sie flogen schon bei (aus damaliger Sicht) wenig Wind und machten kontrollierbare Ecken (Präzision).
Zitat
Bedeutet ein großer Drache automatisch Powerkiting?
Nein, keinesfalls, aber die Frage ist viel zu allgemein formuliert: Ein gemeinsames Merkmal größerer Drachen ist deren relative Langsamkite gegenüber sehr ähnlichen Segelschnitten geringerer Größe. Ein großes Segel zieht bei gleichem Wind zwar mehr, aber die Stäbe sind auch viel stärker belastet. Manchem Großdrachen bricht es die wertvollen Gräten, wenn die kleineren Varianten (desselben Segelschnitts) gerade erst anfangen Feedback an der Leine zu geben. Große Drachen haben aber andererseits meist stärkere Stäbe... So allgemein lässt sich die Frage nicht beantworten.
Aber hinter der Frage luschert eine Erwartung hervor, die ich nur dementieren kann: Es gibt keinen Drachen, der gleichermaßen ein erträgliches Maß an Präzision, konkurrenzfähige Trickeignung und satten Zug mitbringt! Um den starken Wind zu überleben, den der Drachen braucht, um Zug aufzubauen, benötigt er sehr stabile (und schwere) Stäbe, welche zu vergleichsweise hoher Masse und Trägheit führen, welche wiederum die Präzision zunichte machen: Die hohe Masse bewirkt ein Nachdrehen.
Zitat
(ich habe auf levelone Thors Hammer gesehen, bei dem steht auch Trick - wobei das zunächst nur interessehalber ist)
Den Thors Hammer kenne ich nicht persönlich und möchte/kann deshalb diese Aussage nicht Lügen strafen. Grundsätzlich ist mir noch nie ein Drachen vor die Augen gekommen, der irgendeine dieser doch so vielversprechend klingenden Allrounder-Eignungen gerecht geworden wäre. Für die Rechtfertigung entsprechender Aussagen werden irgendwie immer ganz andere Maßstäbe angesetzt. :-/ Unter den Powerdrachen ist der Thors Hammer sicher ein ziemlich trickfähiger Genosse und von sehr erfahrenen Piloten und gutem Willen ist er sogar Indoor steuerbar. Gewiss ist er ein sehr interessanter Drachen mit besonderen Fähigkeiten für besonders erlesene Geschmäcker eines gewissen interdisziplinären Zwischenmarktsegments.
Will heißen, das ist ein sehr spezieller, richtig cooler Drachen für ganz bestimmte, besinders coole Piloten. 8-)
Du hast doch bisher gaaaanz andere Drachen geflogen oder?
Mit steigender Größe (Länge der Leitkante und/oder Spannweite) steigen meistens auch die Anforderungen an den Piloten... Wenn Du Dich selbst als Anfänger einschätzt, Pfoten (erstmal) weg von den großen Drachen, egal in welchem Bereich. Die ganz großen Trickdrachen machen es Dir garnicht leicht und bei den Powerdrachen hast Du richtig Macht (über ggf. hohe Sachschäden oder gar die Gesundheit) an der Leine.
Zu Deinen Fragen: Bevor ich dazu was schreibe, muss ich anmerken, dass Du Grundproblemstellungen aufgreifst, welche auch unter erfahrenen Piloten immer wieder äußerst kontrovers diskutiert werden. Kurze, tatsächliche Antworten wären so stark vereinfachend, dass sie am Ende einfach nur noch falsch wären. :L
1) Ist es gleich besser, zwei Drachen für unterschiedliche Windverhältnisse zu kaufen?
Mit zweien wirst Du sicher nicht auskommen! Also das Minimum sind vier, aber dafür musst Du schon ganz genau die richtigen nehmen. :L Meine ernstgemeinte Antwot ist: Nein! Kauf Dir in aller Ruhe einen nach dem anderen. Zwischen den Käufen startest Du eine Recherche in z.B. diesem Forum und machst Dich kritisch hinterfragend schlau über den Drachen und jene, die über ihn geschrieben haben.
2) Kann man Wenig-Wind-Flug-Fertigkeit nur durch mehr Fläche erreichen?
Nein, denn es gibt unzählige Gegenbeispiele! Viele Kleinstdrachen sind sehr indoortauglich: Mini-Master, Nano uvm. Das sind Minidrachen mit Spannweiten deutlich unter 100cm. Das sind Extreme, genau wie der Großdrachen, den Du vorher erwähnt hast. Solche Drachen sind etwas für erfahrene Piloten und Käufer, die ganz genau aus eigener Erfahrung wissen, was sie ausprobieren wollen. 
Diese Erfahrungen kannst Du auf einschlägig bekannten Wiesen in Deiner Umgebung sammeln, indem Du mit den Piloten dort redest und ggf. nach Testflügen fragst. Mir ist kein Drachenpilot bisher in Natura begegnet, der auf interessierte Fragen zu seinem Hobby nicht außergewöhnlich wohlwollend, unterstützend und ausgesprochen hilfsbereit reagiert hätte! :O Will heißen: Wenn Du mal ganz besonders positive Erfahrung in Bezug auf glückliche Fügungen machen möchest, geh auf eine Drachenwiese und oute Dich gegenüber den Piloten als interessierter zu Infizierender! :-O Die Chancen stehen gut dafür, besondere zwischenmenschliche Erfahrungen zu machen, die selbst den überzeugtesten Pessimisten in einen Maniker verwandeln könnten. :-O
Aber lass mich eines vorweg nehmen: Der Bereich zwischen 0 Km/h und 5 Km/h ist mindestens genau so groß, wie der zwischen 15Km/h und 30 Km/h! :O
Was Du in diesem Bereich erwarten kannst, hängt davon ab, was Du bereit bist dafür zu tun, was physikalisch möglich ist und was Du fähig bist zu tun. Die Dich betreffendnen Parameter ändern sich für einen Infizierten am Anfang sehr kurzfristig... :L
3) Ich habe auch Ultraleichtdrachen gesehen. Sind diese nicht arg zerbrechlich?
Die ULs halten schon eine Menge aus, aber die Super-Ultra-Leichten :=( sind nicht nur fragil, ihre Ersatzteile sind auch noch richtig kostbar! Diese Grenze zwischen ihnen ist auf weit mehr verschiedenen Leveln beheimatet, als es namhafte Hersteller von Wettkampfdrachen gibt.
Ein Tip: Das muss Dich zunächst nicht im Detail interessieren, denn der (leider modellspezifische) Windbereich der Standard-Variaten eines Drachens ist allermeistens mit Abstand der Größte. UL/SUL-Drachen für Leichtwind oder extrem verkleinerte/ventilierte Varianten für stärkeren Wind haben einen eingeschränkteren nutzbaren Bereich und sind häufig mit gewissen Eigenarten verbunden.
Klar könnte ich Dir ein paar ganz konrete und durchaus kaufwerte Tips für verschiedene Windbereiche geben, aber Du hast mit Deinem Post eine gute Vorlage für viele Meinungen geliefert. Ich kann dem geneigten Anfänger nur raten:
1) Trickdrachen für den unteren Windbereich (8-15Km/h).
2) Powerdrachen für den oberen Windbereich (20-40 Km/h).
3) Evtl. einen günstigen Nullwind-Drachen mit Draußeneignung (0-5Km/h).
4) Evtl. einen schnellen Drachen für den oberen Windbereich (30-60Km/h), eine "Sturmtaube".
Auf diesem Weg:
- Kannst Du bei jedem Wind auf die Wiese und hast was Brauchbares an der Leine,
- Kannst Du noch ohne besonders ausgesprägte Ansprüche auf echt günstige Klassiker für den entsprechenden Windbereich zurückgreifen,
- Kannst Du in alle Bereiche der Zweileiner Null-Wind, Trick, Power und Speed mit günstigsten Modellen (Preis im Verhältnis zur gebotenen Leistung) unter idealen Voraussetzungen einsteigen.
Viele liebe Grüße
Michael