Mit mehreren Monaten Verspätung und nach längerer Drachenpause dachte ich wäre es auch mal an der Zeit was zum X
zu schreiben. Ich bin jetzt schon eine Weile nicht mehr geflogen und habe die Teile auch schon einige Zeit nicht mehr
zu Gesicht bekommen. Daher werde ich einfach versuchen zu schreiben was hängengeblieben ist
Da es jetzt nicht um spezielles, sondern eher um Eindrücke und allgemeine Infos für Leute geht die den Drachen noch
nicht kennen wird das wohl kein Problem sein.

Materielle Werte
Der X wird ohne Manual, DVD oder Sonstiges, aber mit einem ansprechend gestalteten Stülp-Köcher geliefert.
Der Köcher hat eine leicht luftdurchlässige Oberseite aus schwarzem Fahnenstoff und eine eher wasserabweisende
stabilere Unterseite aus irgendeinem anderen Stoff 8-) An der Stelle wo das Firmenlogo aufgedruckt ist gibt es noch
ein Außenfach für z.B. ein Schnurset
X Std. und UL. sind aus dem Besten und Teuersten was der Markt hergibt ohne große Rücksicht auf den Preis, gefertigt.
Die Gerüste fast komplett aus Aerostuff, Avia für obere Spreizen und Stand Offs. Bestes Mylar für Verstärkungen,
Moonie -Tape (vermutet) als Scheuerschutz für die obere QS und dieses sehr spezielle Hybrid-Cuben als Leitkanten-
material. Hybrid-Cuben soll außergewöhnliche Eigenschaften bei Nässe und allgemein eine sehr geringe Dehnung
haben und dennoch relativ leicht sein.
Die Verarbeitung ist penibel sauber und sehr aufwendig. Da kann man mit der Lupe drüberfahren.

Details nach X aufgelöst
Die Konstruktion ist bis ins letzte Detail durchdacht und ausgefuchst und zeigt an jeder Stelle mit wie viel Gründlichkeit
Heiko mit seiner Erfahrung und seinem riesigen Fachwissen daran geschraubt hat.
Der Std. wiegt rund 300g, der UL. rund 260g. beide Versionen haben satt Kielgewicht. Während beim Standard offensichtlich
ein extra angefertigtes Messingstück fest verbaut ist, kommt beim UL. so ein Einsteckteil von Level One mit Pfeilnocke am
Ende zum Einsatz, das man leicht entfernen oder austauschen kann. Der UL. hat eine dünnere und kürzere obere Spreize
die das Segel oben etwas mehr profiliert, aßerdem leichtere Stand Off-Aufnahmen und dünnere Stand Offs.
Die Waagemaße variieren bei beiden leicht. Das Mittelkreuz ist extravagant gelöst, als Schnurkreuz ohne Stopper auf dem Kiel.
Die Position wird allein durch die Festigkeit der Schnürung gehalten. Wer will kann es etwas lockern und das Kreuz verschieben
und mit unterschiedlichen Positionen experimentieren. Ansonsten immer auf feste Schnürung achten, sonst kann es ver-
rutschen. Die LK-Buchten unten sind nach hinten offen, so dass der Eckverbinder nach hinten raus ragt.
Heiko hat mir diesbezüglich erklärt das der große Apa ansonsten zu viel Zug und Faltenbildung auf das Segel ausüben und
die Flugeigenschaften beeinträchtigen würde. In der Praxis ergibt sich daraus kein Problem. Kein einziges mal, auch nicht
beim recovern, ist da eine Schnur hängengeblieben. Das Hybrid Cuben ist im Bereich der Verbinder von innen mit Mylar
verstärkt. Als Yoyo-Stopper kommen offensichtlich die Vorderen Teile dieser "Sky Claws" von Lam Hoac zum Einsatz.
Zwei große Zähne hintereinander im richtigen Winkel angebracht und auf der LK fixiert/eingefasst..., ich weiß auch nicht.
Auf jeden Fall: Besser kann ich mir einen Yoyo-Stopper nicht vorstellen.

Fliegt nicht gibt's nicht
Ich tue mich immer schwer damit Flugeindrücke weiterzugeben. Das ist immer sehr subjektiv und hängt auch davon ab welche
Drachen man vorher geflogen und was man sonst so gewohnt ist. Ist jetzt auch eine Weile her, daher halte ich mich im
Allgemeinen und versuche nur aufzuzeigen in welche Richtung es hier geht.
Das generelle Handling, also Druckaufbau / Schwungmassigkeit / Länge der Lenkwege, hat mir auf Anhieb gefallen.
Die Turtle-Lage ist nicht so böse Satt wie ich es von Kitehouse kenne, ermöglicht aber nach Gewöhnung problemlos das Liftern.
Die Fade-Lage ist sehr stabil und ruhig. Der grundsätzliche Eindruck ist "-rund-geschlossen-ausgewogen-ausgereift-stimmig".
Geraden kommen wie mit dem Lineal, Kreise wie mit dem Zirkel und die Ecken kommen wie...ja, genau so.
Die Geschwindigkeitskontrolle ist in allen Windsituationen vorbildlich. Also ich kenne wirklich präzise Drachen und das hier
ist 10/10 in jeder Hinsicht. Der X ist so präzise wie ein Drachen dieser Größe nur sein kann.
Bauch- und Rückentricks werden ohne auffallende Schwachpunkte bedient. Yoyos gehen bei beiden Versionen auf jedwede
Art: 1pop, 2pop oder lateral aus dem Half-Backspin. Der Druckpunkt beim Cometen sollte Niemanden vor große Probleme stellen. Nicht so narrensicher wie beim Cosmic aber leichter als beim Sharp. Taz zirkelt sich ganz wunderbar. Flic Flac hat einen Totpunkt,
den man aber sehr gut regulieren kann. Jemand hat hier mal geschrieben das der X sich intuitiv fliegen lässt. Ich finde das
trifft es sehr gut. Die Lenkbefehle müssen aber sauber kommen, denn sie werden direkt und präzise umgesetzt.
Schlampiges oder unkonzentriertes fliegen werden umgehend bestraft. Der X gibt einfach sehr genau das wieder was man
macht, auch die Fehler.
Der Windbereich den man mit den beiden abdecken kann ist wirklich groß. Irgendwann macht der Std. zu viel Druck und dann ist
gut. Angepowert bekommen habe ich ihn nicht. Der UL. zeigt das der X ein "Strömungsteil" ist. Pumpen kommt gar nicht gut.
Man zieht bei schwachem Wind gleichmäßig an und lässt laufen. Wenn der UL. zu schwer wird kann ich schon längst den
Long Way Home fliegen.
Waage X-tra
Die Waage kann man als 3Punkt oder Reverse Turbo fliegen. 4 Knoten ermöglichen streng Theoretisch 10 Variations-
möglichkeiten: 4 mal 3 Punkt, 3 mal RT kurz, 2 mal RT mittel und 1 mal RT lang. Nicht alle davon sind gedachte
Optionen. Der oberste Knoten hat einen geringeren Abstand und zählt nur als Haltepunkt für die RT Waagen und
die ganz kurzen Reverse Turbo Versionen haben so kurze Schenkel das der Turbo Effekt schon recht subtil ist.
Nun ich habe dennoch alle 10 ausprobiert und er fliegt mit allen super :-O
Welche Variante man fliegt ist nun wirklich Geschmackssache. Ich bevorzuge das druckvollere, präzisere 3 Punkt
Handling wenngleich das Teil mit der mittleren Reverse Turbo auch unverschämt gut läuft. Eine gute Option für den oberen
Windbereich. Der Zug ist geringer und die Trickauslösung ist leichtgängiger.
Durch die ungewöhnliche Anbringung am Mittelkreuzbereich scheinen sich die Kräfte sehr günstig zu verteilen. Er scheint
auch im schlimmsten Wind kaum zu tunneln, jedenfalls nicht so das aus der Pilotenperspektive auffällt.
Der UL. macht übrigens spürbar mehr Druck. Aber egal welche Einstellung, welche Schnur welche was auch immer. Der X läuft
und macht sein Ding. Er hat so was straight souveränes was mich an den großen Fury erinnert.

Gefällt? Macht X!
Genug jetzt. Ist viel zu lang geworden und trotzdem habe ich wahrscheinlich die Hälfte von dem was ich sagen wollte
vergessen. Vielleicht ist mancher der sich für den Drachen interessiert ja jetzt etwas schlauer.
Abschließend möchte ich auf jeden Fall sagen das mich diese beiden Flügel den Wartestress und Silencer-Ärger der vorvergangenen Monate nach wenigen Tagen Besitz und Flug in kürzester Zeit haben vergessen lassen und das der X ein Dachen ist der mich in allen Disziplinen - ob Material, Verarbeitung, Detaillösungen oder Flugeigenschaften - schlicht und ergreifend umhaut.
- Editiert von Cape am 16.08.2014, 21:40 -