yinyang sei dank hatten wir heute in Berlin das Vergnügen mal einen Airbow live zu sehen und natürlich auch zu fliegen. 
Wind zuerst: min. 12 km/h, avg: 16km/h, max: 22km/h
Wind abends: min. 7 km/h, avg: 9km/h, max: 12km/h
Das der Airbow erst fliegt wenn er ordentlich Wind bekommt glaube ich nicht mehr. Vielmehr möchte ich es anders beschreiben:
Bei wenig Wind (8km/h) hebt er ab und man kann auch schon durch die Gegend kurven. Aber: Er rennt nicht.
Dann gibt es einen mittleren Windbereich von 15-20km/h, bei dem ich mich mit ihm recht wohl gefühlt habe. Er fliegt unter angenehmen Druckaufbau. In Böhen darüber hinaus wurde er mir aber relativ Zugstark.
Das Segel schlug Falten und der Drachen produziert auch einiges an Fluggeräusch. Wirklich laut wird er dabei aber auch nicht.
Der optimale Windbereich scheint mir nicht all zu groß zu sein. (will man entspannt fliegen)
Vergleichen möchte ich den Drachen weder mit bisher gekannten 1, 2 oder 4 Leinern. Er hat von allem etwas. Man kann ihn die beiden oberen Leinen zusammen anfassen (Handschuhe!) und ihn einfach Steigen lassen. Oder man nimmt die linke obere Leine in die linke Hand und die rechte obere in die rechte Hand (ebenso Handschuhe!) dann hat man einen trägen Zweileiner. (Fliegt wie ein Ace)
Oder man benutzt vernünftiger Weise alle 4 Leinen.
Der Drachen lässt sich zwar auch ein wenig über push-pull-Bewegungen der Hände steuern, aber dabei verschenkt man Potential. Hält man die Hände nur starr, und dreht genüßlich die Griffe, so reagiert er wie von einem 4-Leiner erwartet.
Es bietet sich also auch bei diesem Drachen eine Kombinierte 'Ruder und Griff-Dreh Technik' an.
Zu Beginn haben wir kleine Rev-Griffe an den Airbow gehangen, anschließend die Original Airbow Griffe. Ich fand diese dann auch besser, hätte mir sie aber noch größer gewünscht. (Ich fliege sonst auch mit Riesen-Paddeln)
Unter besser verstehe ich nun, dass der Drachen sich exakter Steuern lässt. Mit den kleinen Griffen hatte ich ständig das Gefühl mir fehlt noch eine Stufe mehr zum Verstellen der Griffe. Das machte sich vor allem beim Suchen des Druckpunktes beim Starten bemerkbar.
Im Gegensatz zum Vorwärtsfliegen habe ich beim Rückwärtsflug den Druckpunkt einfacher gefunden. Bei mir entstand der Eindruck der Drachen flöge rückwärts schneller als vorwärts. Das ist aber vom Wind abhängig und eher als sehr subjektiv einzuordnen.
Alle Flüge, bei denen der Tunnel des Drachens in Flugrichtung liegt, gehen einfach von der Hand.
Als schwieriger haben sich jedoch die horizontalen und vertikalen Slides herausgestellt.
Um horizontral zu sliden muss man sich sehr viel Mühe geben, dass sich der Drachen nicht wegdreht - sonst ist der Slide unverhofft vorbei. Die Form des Airbow ist für dieses Manöver nicht optimal. Fliegt man beispielsweise einen horizontalen Slide von links nach rechts, so wird der Drachen durch die beiden der Flugrichtung direkt zugewandten Flächen gebremst. Will man diesen Slide nun über die Windmitte hinaus weiterfliegen, so stellen sich diese Flächen immer mehr direkt dem Wind entgegen. Spätestens hier komt der Slide trotz weit auseinander- gezogener Hände zum Stillstand. (Minimale Drift ist für mich kein richtiger Slide)
Noch gravierender macht sich die Bauform bei vertikalem Slide (Drachen hochkant stellen und steigen bzw. absinken lassen) bemerkbar.
Um den Drachen in dieser Haltung steigen zu lassen, wird man die oberen Leinen anziehen und die unteren nachgeben müssen. Dabei richten sich die obere und die vorletzte Fläche (von oben betrachtet) direkt zum Wind aus. Die anderen beiden Flächen liegen jedoch fast horizontal im Wind und können so nichts zum Auftrieb beitragen. Der Drachen muss sich also mit der Hälfte der Auftriebsfläche zufrieden geben.
Diese Beschreibung gilt übrigens auch für das normale Fliegen (Tunnel parallel zur Flugrichtung). Werden die Griffe zu flach gehalten, so muss der Auftrieb auch durch die Hälfte der Fläche erbracht werden, weil die andere Hälfte parallel zum Boden liegt. Daher erklärt sich vielleicht die mangelnde Leichtwindfähigkeit.
Natürlich kann man den Drachen auch lenken. Tut man dies nach klassischer 4-Leiner Manier, so dreht er Spins um sein Zentrum. Kreise lassen sich in allen beliebigen Radien fliegen. Für enge Kreise sind reine push-pull-Befehle jedoch ungeeignet.
Ich denke damit bin ich erst einmal durch die normalen Flugmanöver durch.
Da ich recht gerne trickse, wollte das nun auch mit dem Airbow machen. Stellte sich nur die Frage nach dem Was und Wie.
Begonnen habe ich mit dem Axel, der auch recht einfach auszuführen ist. Wie bei anderen Drachen auch muss man den Drachen erst einmal flach stellen und dann mit gutem Leinenkontakt herumführen. Zum Üben bietet sich vor allem wenig Wind (12km/h) an.
Nicht zu hoch horizontal von links einfliegen, die linke Hand anziehen und die rechte Hand nach vorne schnellen lassen. Der Drachen wird sich nun leicht(!) flach legen und sich wieder ein wenig zurückzudrehen versuchen. Dieses Rückdrehen ist die Startrotation für den Axel. Leider hört diese Rotation schon nach weniger als 90° wieder auf, es sei denn man führt mit der rechten Hand nach. Da sich der Drachen selbst um einige Grad zurückdreht steht er nicht absolut vertkal im Wind.
Also nochmal: von links horizontal einfliegen, linke Hand anziehen, rechte Hand zurück. Der untere Teil des Drachens wird nun nach hinten zeigen und dann leicht nach rechts wandern. Der obere Drachenteil bleibt stehen. Nun mir der rechten Hand den unteren Teil des Drachens hervorziehen und gleichzeitig mit der linken Hand viel (!) Leine geben. Meist sind einige Schritte auf den Drachen zu notwendig. Das Vorziehen sollte keinesfalls ruckartig erfolgen - wir wollen keine Wipp-Kaskaden fliegen! Einfach nur sanft herumführen. Der Schwung muss aber reichen, damit sich der Drachen um ca. 180° dreht und wir den Drachen nun mit der linken Hand ebenso sanft herumführen können. Dabei ist die rechte Leine ordentlich nachzugeben. Mit dem Schwung vollenden wir den Axel.
Zugegeben, so super toll sah der noch nicht aus. Stimmt, wir haben ja vergessen nach 4-Leiner Manier zu steuern. Das Nachführen klappt besser und der Axel wird flacher, wenn die Handles beim Anziehen so gedreht werden, dass beide Leinen bei der anziehenden Hand nicht durchhängen.
Die Betonung möchte ich hier vor allem auf 'sanft durchziehen' setzen.
Immer nur Axeln wird schnell langweilig und so wollte ich es mal mit einem Jojo versuchen.
Auf dem kleinen Videoschnipsel war ja ein Jojo vorgeführt. So wie ich das verstanden hatte sollte man die Griffe in die linke Hand nehmen und mit der Rechten die oberen Leinen kräftig durchziehen.
Gesagt - getan - denkste!
(Ich hatte mir zum Üben auch hier Handschuhe angezogen.)
Die einzige Drehbewegung kam beim Rückschnellen der oberen Schnur zu stande. Der Drachen legte sich für einen winzigen Moment auf den Rücken und sprang gleich in die normale Flugposition wieder zurück.
Also habe ich beim nächsten Versuch schneller gezogen - wieder nichts.
Dann habe ich möglichst weit durchgezogen und den Drachen zurückschnellen lassen. Bis auf die kurze Rückenlage tat sich nichts.
Also nochmal: Schnell und weit gezogen und schnell vorgegangen, um viel Leine zu geben - nichts.
Nach einigen Versuchen hab ich daran gedacht auch die Handels mitzuführen. Nun ging es einfacher, der Drachen schnellte aber wieder zurück.
Ok, wenn es so nicht klappt, dann eben anders.
Erst ruckartig die Handels so drehen, dass 'oben' zum Piloten zeigt und 'unten' nach hinten weggedreht ist. Der Drachen liegt quasi auf dem Bauch. Das dient erstmal nur zum schwungholen. Der Drachen wird nämlich auch aus dieser Porition wieder in seine normale Fluglage zurückschnellen. Diesen Schwung will ich ausnutzen. So habe ich den Drachen nochmals auf den Bauch gelegt und dann - so gut es ging - nur an den unteren Leinen gezogen, wobei die oben nachgegeben werden müssen und man gleichzeitig noch nach vorn spurtet.
Leider gelang es mir meist nicht den Schwung zu nutzen. Beim gewollten zurückschnellen war ich wohl zu langsam und ich spürte einen Ruck in den Griffen. Der Drachen lag auf dem Rücken, der Ruck kam und schon war er wieder in der normalen Fluglage.
Nach einigen! Versuchen ist es mir nur einmal gelungen ihn weiter einzudrehen - herausspringen tut er ja von alleine. Der ersehnte Jojo. Danach war ich so geschaft von den vielen Kurzsprints, dass ich von weiteren Jojo-Übungen absah. REproduziert habe ich das also nicht.
Nun habe ich mir den Videoschnipsel nochmals angesehen und kann nur hoffen dass Benson noch ein richtiges Trainingsvideo nachschiebt (bitte auch mit Zeitlupe). Laut Forum soll ja zumindest etwas in Arbeit sein.
Ein Jojo mit dem Kamikaze ist dagegen ein Kinderspiel.
Für mich ist der Airbow ein Drachen, der viel kann, aber es einem nicht schenkt. Alles was er kann kann ich schon mit dem Kamikaze fliegen. Er kann - zumindest nach dem ersten Eindruck - weder etwas grundlegend neues fliegen, noch macht er es einfach oder besonders gut.
Im Sinne einer Nutzung für Wettkämpfe kommt er für die Präzision nicht in Betracht, da er zu weich fliegt. Im Ballett würde ich ihn ebensowenig einsetzen. Aber er scheint sich im Freestyle und bei entspanntem Fliegen zu Hause zu fühlen.
Sicher würde es mich reizen mehr über den Drachen zu erfahren, aber dafür ist es mir dann doch zu viel Geld.
Aber es war klasse ihn heute mal fliegen zu dürfen. :-O
Nochmal zur Erinnerung: Das ist nur mein! allererster Eindruck.
cu steffen