Moin,
zunächst mal finde ich es toll, dass Du Dich so für die Allgemeinheit der (Trick)Drachenflieger engagierst.
Ich fliege immer wieder gerne beim Trickout in Wittenberg mit und kann mir sehr gut vorstellen, auch bei anderen Drachenfesten an ähnlichen Wettkämpfen teilzunehmen: Es ist entspannt, es fliegen die unterschiedlichsten Piloten mit und es gibt keine Regeln, die vorschreiben, was man zu tun hat. Hauptsache, es passt zur Musik und sieht gut aus. Und wenn Hardy zu Schnappi im Takt mit dem Drachen wackelt, finde ich alleine schon die Idee genial. Er hatte wohl an dem Tag den meisten Applaus und die meisten Lacher im positivsten Sinne. Sowas würde es in einem "echten" Wettkampfformat nie geben.
Ich würde auch widersprechen, dass "Trick an Trick" für die Zuschauer zwingend langweilig ist. Passend zur Musik kann auch das sehr schön und unterhaltsam aussehen. Es ist wie mit dem Tanzen: Mit Musik ergibt plötzlich einen Sinn, was ohne dieselbe nur wie wildes Gehampel aussieht. Wenn es zur Musik passt, ist es auch für die Zuschauer schön anzusehen. Darum geht es doch auf Drachenfesten - genau das wird beim Trickout bewertet.
Noch dazu dauert eine Duell vielleicht 5 Minuten. Ein Zuschauer kann also 2-3 Duelle ansehen, kann entscheiden, was er schöner fand und sieht sich dann bestätigt oder nicht. Das ist auch für Laien schnell verständlich, nachvollziehbar und man braucht keine Regelkenntnis, um "mitzuwerten" und vielleicht sogar mit seinem Favoriten mitzufiebern. Länger bleibt ohnehin kaum jemand stehen, wenn die Kinder schon am Arm zerren, weil sie weiter wollen. Wichtig ist natürlich eine Moderation, die den Zuschauer abholt. Da stimme ich Chewie zu. Ach ja: Und es erlaubt allen, spontan einmal "Wettkampfluft" zu schnuppern.
Wettkämpfe, in denen es um rein technische Kriterien geht, sind IMO für Unbeteiligte schnell langweilig. Als Zuschauer ist es einfach nicht spannend, wenn 10 Piloten hintereinander dieselbe Figur fliegen, wenn man nichts von der Einteilung des Windfensters weiß, noch nie eine knackige Ecke gesehen hat oder weiß, was die Wertungskriterien für einen sauberen Comete sind, und das Ergebnis am Ende erst am Folgetag verkündet wird. Ich denke, das ist auch der Grund, weshalb die Pflichtfiguren beim Eiskunstlauf eher unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfinden, während die Kür und Showprogramm vom Publikum honoriert werden. Die Aussicht, sich am Ende gegen all die trainierten "Profis" "zum Horst" zu machen, lockt auch nicht unbedingt Spontanteilnehmer, die es ja theoretisch auf den meisten Drachenfesten gibt.
Teamflug an sich bildet bei der Attraktivität für die Zuschauer eine Ausnahme, da es dort, soweit ich weiß, in den Wettkämpfen sowieso ausschließlich um Balletts geht, bei denen wieder passend zur Musik geflogen wird, und weil viele Drachen gleichzeitig am Himmel ohnehin schon (nicht nur) für Laien ein Spektakel sind. Da gibt es dann auch für mehr oder weniger krumme 8en am Strand von SPO mal spontanen Applaus. 
Für mich wäre es auch nicht interessant, an einer WettkampfSERIE teilzunehmen. Die Zeit, an x Wochenenden quer durch Deutschland zu reisen, um an Wettkämpfen teilzunehmen und dazu regelmäßig zu trainieren, fehlt mir einfach. So geht es vermutlich vielen Piloten, die im Beruf stehen, und vielleicht auch noch Familie haben. Ich möchte mir auch nicht von einem Regelwerk oder davon, was Juroren möglicherweise gut bewerten, vorschreiben lassen, was und wie ich zu fliegen habe. Das widerspricht meinem persönlichen Verständnis von "Freestyle". Trickouts hingegen: Immer wieder gerne!!! Trotzdem denke ich, dass es genügend Piloten gibt, die das Potential und Spaß daran hätten, den Drachensport leistungsorientiert in solch einem Format zu betreiben.
Ich drücke die Daumen und hoffe, das dieser Thread am Ende zu etwas Positiven führt. Wenn ich etwas dazu beitragen kann, dann gerne.
Gruß
Marco