Mahlzeit
So, der Erstflug ist erfolgreich gelaufen, trotz widriger Wetterbedingungen... Mangels eines Windmessers kann ich nur Schätzungen über die Windgeschwindigkeiten geben, ich denke das höchste der Gefühle war in Böen mal ne gute 3, ansonsten 0 bis 1. Leider gab es auch immer wieder kleine Regenschauer, was den Test zusätzlich beeinflusst hat, immerhin bin ich einige Zeit mit nassem Segel und durch den Regen schwereren Schnüren geflogen.
Als Schnur verwendete ich eine 100kp/35m Schnur von KiTec (Empfehlung von HQ 70-100 kp), an der sich der Drachen auch ganz wohl fühlte, aber der Reihe nach...
Der Aufbau gestaltet sich völlig problemlos, einzig die Saumspannschnur sollte beim Montieren der Segellatten entspannt werden um es einem leichter zu machen. Startverhalten völlig unproblematisch, ein gleichmässiges Durchziehen der Leinen reicht aus um den Batkite auch bei recht wenig Wind zu starten, ein seitliches Wegkippen kurz nach dem Abheben konnte ich nicht bemerken, ebensowenig muss man den Drachen gleich seitlich in Strömung zerren, wie das bei einigen hochgezüchteten "Strömungstieren" benötigt wird.
Was mich wirklich etwas erstaunt hat ist die gute Leichtwindeignung, HQ gibt den Windbereich mit 1,5-7 (7-61 km/h) an und das kann ich, was die 1,5 angeht, schon so bestätigen. Allerdings macht es natürlich nicht wirklich Spass den Drachen am unteren Windbereich zu fliegen, obwohl man ihn schon nach einigen Minuten recht gut in der Luft halten kann. Auf "pumpen" reagiert der Drachen auch recht gut, mit ein wenig Eigenarbeit kann man Schwachwindphasen wirklich passabel überbrücken.
Bei etwas auffrischendem Wind merkt man schnell wie gut der Drachen "am Gas hängt": er reagiert schnell und direkt auf kleine Lenkbewegungen, Loops werden schon recht eng und sauber geflogen, wobei er ein wenig nachdreht, was ich aber nicht als störend empfinde. Angenehm fand ich aber immer wieder das Ausleiten aus den Spins, was auf Anhieb sehr sicher klappte.
Präzision ist nicht seine Stärke, dafür ist er ja auch nicht gemacht worden, aber in dieser Disziplin stellt er sich besser an als manch andere seiner Konkurrenten. Angenehm empfinde ich die leichte Zugzunahme in mittelengen Loops, was mich auf ein aerodynamisch wirksames Segel schliessen lässt. Überhaupt fühlt sich der Kite einfach gut an, man hat immer ein angenehmes Feedback an den Leinen und die schnelle Lenkreaktion des Drachens vermitteln einem doch eine gewisse "Leichtfüßigkeit". Auffällig, und das hat er mit dem Ur-Batkite gemein, ist das sehr spontane Reagieren auf Böen, auch bei kleinsten Schwankungen des Winddrucks spürt man ein deutliches Rucken in den Leinen und alles wird sofort in Speed- und Zugzunahme umgesetzt. Ich persönlich finde es weder nervig noch unangenehm, dazu passt wieder die Beschreibung "gut am Gas hängen".
Die Geräuschentwicklung ist angenehm leise, bei grossen Lenkbewegungen vernimmt man nur ein dezentes "Luftschneiden" und Rauschen, in mittleren Loops kommt ein leichtes "Surren" dazu, was ich persönlich sehr gut finde. Zuerst dachte ich: "Wenn er bei so wenig Wind schon so anfängt... hoffentlich steigert sich das nicht all zu sehr", aber dem war nicht so...
Eine ca. 10 minütige Phase von geschätzten 3 Bft. brach an und plötzlich zeigte der Batkite was er kann. Die Neigung, sofort und spontan auf Windzunahmen zu reagieren verstärkte sich deutlich, jede Böe wurde gnadenlos in Energie verwandelt. Dabei entfaltete der Batkite dermassen schlagartig Speed und Zugkraft, dass ich schon aufpassen musste wo und was ich gerade mit ihm anstellte. Bei Spins in Bodennähe kann er so schnell werden dass man Schwierigkeiten bekommt die Drehung auszuleiten, man will den Drachen ja nicht ungespitzt in den Boden rammen, im Abwärtsflug bekommt man durch die explosive Geschwindigkeitszunahme in Böen anständige Adrenalinschübe.
Die anfängliche Skepsis löste sich in diesem Moment fast völlig auf und wich einer Begeisterung, die sich in einem breiten Grinsen in meinem Gesicht manifestierte.
Sorgen machte mir in stärkeren Böen allerdings das Gestänge: Die Leitkanten bogen sich dann deutlich sichtbar durch, ob der Kite die von Hq angegeben 7 Bft klaglos übersteht lasse ich mal dahingestellt sein, überprüfen konnte ich das natürlich nicht, also kein Kommentar dazu.
Gleichmässige Phasen mit gutem Wind waren leider selten und dauerten oft nur wenige Sekunden, aber ich konnte immerhin eine recht hohe Fluggeschwindigkeit in den Geraden feststellen, im Messerflug knapp über den Boden zu jagen und dabei das recht grosse Windfenster komplett auszufliegen macht mit dem Batkite ne Menge Spass, in der Powerzone legt er dann immer noch mal nen Zahn an Speed und Zug zu. In den Spins spürt man einen angenehmen Zugzuwachs, der sich aber in zu engen Spins wieder verringert... war aber wahrscheinlich wie bei seinem Urahn einfach nur zu schwacher Wind um das eindeutig als Schwäche auszulegen. Der Drehpunkt in den Spins liegt selbstverständlich am Wingtip, vermutlich auch noch weiter innerhalb des Segels bei geeigneten Winden.
Die Fluggeräusche entwickelten sich zum Glück auch nicht so wie anfangs von mir befürchtet, im Gegenteil. Bei stärkerem Wind beginnt der Batkite vor allem in den Loops nicht nur in einer, sondern in mehreren Frequenzen zu Surren... klingt etwas nach Turbine, wenn sich der Mehrklang noch mit dem eh ständig präsenten, aber angenehmen "Fauchen" verbindet. Dabei wird er aber keineswegs laut, sondern vermittelt genau den Sound den man zum Fun-Power-Speedkiten haben muss, wenn's nach mir geht. Bleibt aber alles dezent und dürfte auch keine Anwohner oder Spaziergänger wirklich stören.
Einen Axel konnte ich ihm leider nicht entlocken, was aber hauptsächlich am Piloten gelegen haben wird ;-), aber auch das scheint nach einigen Versuchen auch drin zu sein. Lustigerweise schwebt der Batkite bei verunglückten Stalls und Strömungsabrissen fast immer in der Rückenlage (Nase nach hinten, Bauch oben) sanft zu Boden... angenehme Sache im Ernstfall.
Stand am Windfensterrand klappt schon bei recht wenig Wind sehr gut, ebenso das Parken im Zenit, hier machen sich die StandOffs natürlich bemerkbar, die das Segel auch deutlich weiter ausstellen als beim Ur-Modell, der ja erst in späteren Baureihen welche spendiert bekam.
Waagetuning habe ich mir auch erstmal gespart, ich könnte mir vorstellen dass er noch einen Zahn steiler geflogen werden kann, das werde ich aber bald testen, ebenso den Vergleich mit seinem Vorgänger und anderen Konkurrenten dieser Kategorie. Übrigens habe ich auch erst auf der Wiese beim Einpacken entdeckt (wie blind bin ich eigentlich? ;-)), dass wohl doch eine Knotenleiter montiert ist: Der äussere Waageschenkel verfügt über zwei (eng gesetzte) Knoten, so dass man den Anknüpfpunkt ein wenig nach aussen stellen kann. Dabei sollte sich allerdings kaum der Anstellwinkel, sondern nur das Lenk- und Drehverhalten ändern. Keine Information darüber übrigens in der beiliegenden HQ-Dokumentation.
Ach... ausserdem hat er auch einen (natürlich) unfreiwilligen Crashtest ohne Blessuren überstanden, lediglich die UQS sind aus dem Mittelkreuz gesprungen. Nicht selbstverständlich, war schon ein harter Aufschlag auf die Nase, verursacht durch eine Leine, die sich um eine Segellatte gewickelt hatte... Dumm sowas, aber alles noch heil.
Mein Fazit ist eine eindeutige Empfehlung, wer den "alten" Batkite mochte wird sehr viele Ähnlichkeiten im Flug feststellen, was ja nicht die schlechteste Referenz ist. Wer auf Drachen der 2m Klasse steht und eine Erweiterung zu Jet, Antigrav und Konsorten sucht, findet hier das was er sucht. Nach wenigen Minuten fühlt man sich mit dem Kite schon sehr wohl, bei Schwachwind kann er schon fast zum "Schönflieger" werden und macht immer das was er soll.
Aber wehe wenn er losgelassen...
Grüsse, Lutz