Was bewirken unterschiedliche Leinenlängen (Standkiten / Tractionkiting):
Beim Standkiten, egal ob mit Zwei- oder Vierleiner, kann man mit kürzeren Leinen die empfundene Geschwindigkeit des Kites und dessen Leichtwindperformance erhöhen. Da hier der Kite näher am Piloten ist, der Weg durch das Windfenster verkürzt wird, der Windwiderstand der Leinen geringer ausfällt und weniger Leinengewicht getragen werden muss. Man hat somit mehr Spaß bei schwächerem Wind oder die Reflexe werden bei stärkerem Wind mehr gefordert. Nachteilig kann sich auwirken, dass der Kite weiter an den Windfensterrand (WFR) läuft und dort instabiler ist. Auch die Tendenz zum Überschießen steigt an.
Beim Tractionkiting (ATB, Buggy, Snowkiting) richtet sich das Windfenster im rechten Winkel zum scheinbaren Wind aus. Der Kite befindet sich beim Tractionkiting meist in der Nähe des Windfensterrandes. Das bedeutet nun, dass mit zunehmender Fahrgeschwindigkeit bei gleichem Kurs der Kite aufgrund des sich verschiebenden Windfensters immer weiter zurück fällt und der Seitenzug zunimmt. Um dem entgegen zu wirken, verwendet man kürzere Leinen, da dadurch der Kite weiter nach vorne an den Windfensterrand läuft und so weniger Seitenzug erzeugt. Dort hat der Kite weniger Kraft und deshalb kann man einen tendenziell größeren Kite verwenden, ohne dass man im Endeffekt stärker nach Lee gezogen wird. Des Weiteren kann man mit kurzen Leinen Fahrmanöver schneller ausführen, da beispielsweise der Flug des Kites in den Zenit zeitlich schneller erfolgt, da die zurückgelegte Strecke kürzer ausfällt.
Kurze Leinen haben leider auch Nachteile. Der Größte dabei ist, dass der Kite umso instabiler wird je weiter er an den WFR gelangt. Des Weiteren nehmen die Zugkräfte ab, sprich bei Leichtwindfahrten hat man mit längeren Leinen Vorteile, da der Kite zum einen nicht so weit nach vorne läuft und zum anderen mehr Platz zur Verfügung steht, um durch Bewegung des Kites Leistung zu erzeugen. Auch nehmen die Reaktionszeiten, um beispielsweise ein Überschießen und den damit einhergehenden Klapper zu vermeiden, ab. Ebenso werden Flugfehler schneller bestraft. Hinzu kommt, dass mit zunehmender Kitegröße der benötigte Platz bspw. für einen Loop zunimmt, was damit einen limitierenden Faktor für kurze Leinen darstellt. Insgesamt betrachtet sind etwas längere Leinen um die 20 Meter somit von einem Tractioneinsteiger vorzuziehen.
Tipp: Bei einige Leinen sind die Schlaufen nur geknotet und können somit schnell ohne Zusatzkosten gekürzt werden.
An der See, bei auflandigen und somit recht laminaren Wind, ist die Verwendung von kürzeren Leinen einfacher, da der Kite bei diesen Winden stabiler ist. Im Binnenland sind dagegen etwas längere Leinen von Vorteil. Am Markt sind standardmäßig vorgefertigte Vierleiner-Leinensets in 10, 14, 15, 16, 17 1/2, 18, 20, 25, 27 und 30 Metern erhältlich. Zum Teil gibt es auch Angebote für individuell abgelängte Leinen. Es gibt also eine große Auswahl um den für sich passenden Kompromiss der Leinenlänge zu finden. Als groben Anhaltspunkt möchte der Autor noch angeben, dass seinem Eindruck nach Leinenlängen von unter 15 Metern im Binnenland nicht mehr praktikabel einsetzbar sind.
Zur Reißfestigkeit ist noch zu sagen, dass je kürzer die Leinenlänge ausfällt, die Reißfestigkeit zunehmen sollte. Der Hintergrund dafür ist, dass die Impulsbelastung aufgrund der geringeren absoluten Leinendehnung zunimmt und somit ein Leinenriss früher droht. Grundsätzlich sollten Hauptleinen von etwa 170 bis 240 dan (kp) für den normalen Buggyfahrer ausreichend sein. ATBler die auch Sprünge machen wollen, sollten aus Sicherheitsgründen evtl. zu etwas stärker dimensionierten Leinen (>= 220 dan) greifen. Depowerkites werden in der Regel schon mit deutlich stärker dimensionierten Leinen ausgeliefert, als es bei Buggykites der Fall ist.