Worin liegen die Unterschiede von Handle- und Depowerkites?
Sowohl bei Handle- als auch bei Depowerkites gibt es verschiedene Leistungsklassen, die Einsteiger-/Allrounderklasse, Intermediate- und Hochleisterklasse. Die Grenzen sind dabei fließend. Neulinge in diesem Sport sollten ihren ersten Schirm aus der Einsteiger- bzw. Allrounderklasse wählen!
Handlekites werden über die sogenannten Handles gesteuert, daher auch der Name. Sie besitzen jeweils zwei Steuer- und Bremsleinen. Dabei werden jeweils die linken bzw. rechten Steuer- und Bremsleinen mit einem Handle verbunden. Der Anstellwinkel des Kites ist fix, wobei es auch Modelle gibt, bei denen sich der Anstellwinkel verstellen lässt. Dies ist allerdings nur am Boden und nicht während des Fluges möglich. Über so eine Verstellwaage lässt sich der Kite flacher (schneller, < Seitenzug) bzw. steiler (stabiler, > Grunddruck, > Lift) trimmen. Über Zug an den Bremsleinen wird lediglich die Schleppkante, das ist die Endkante ohne Lufteintrittsöffnungen, etwas nach unten gekrümmt. Mit Hilfe der Bremsen lässt sich der Kite sehr genau dirigieren und die Zugkraft variieren bzw. der Kite landen.
Bei Einsteigern in das Power- bzw. Tractionkiting sind sie vor allem aus Kostengründen die übliche Kiteart. Sie sind vor allem für das Buggyfahren prädestiniert. Genauso ist aber auch der Einsatz auf dem ATB möglich und wird vor allem so von Einsteigern praktiziert. Ebenso sind sie für Snow- bzw. Icekiting verwendbar. Sie können auch gut ohne und noch besser mit Trapez geflogen werden. Wobei der Einsatz eines Trapezes erst nach etwas Flugerfahrung empfehlenswert ist.
Handlekites lassen sich auch einer sogenannten Bar, eine Art Lenkstange, fliegen. Dabei ist unterscheidet sich die Steuerung bauartbedingt grundsätzlich von den Depowerkites. Sie werden durch den Einsatz einer Bar auch nicht zu Depowerkites! Der Einsatz einer Bar hat sogar Nachteile, da damit die Bremsen nicht mehr so genau dosiert werden können. Wobei noch erwähnt werden sollte, dass es mittlerweile (teure) Bars gibt, die eine ähnlich hohe Kitekontrolle gewährleisten. Zu nennen wäre hierzu beispielsweise die Ozone Turbo Bar.
Zusammenfassend noch kurz ein paar Vor- bzw. Nachteile von Handlekites:
Vorteile:
- i.d.R. günstiger
- bessere Schwachwindeigenschaften
- manövrierfähiger, agiler
- mehr Leistung pro Fläche
- direkteres Steuerungsgefühl
Nachteil:
- kleinerer Windeinsatzbereich
- klappanfälliger
- keine Depower
- i.d.R. kein Wassereinsatz möglich
Depowerkites werden auch über eine sogenannte Bar gesteuert. Diese Steuerung unterscheidet sich aber grundlegend von den Bars für Handlekites. Bei DP-Kites lassen sich die Zugkräfte gezielt steuern. Durch wegschieben der Bar, wird dabei die Zugkraft reduziert, sprich Depowern. Beim Anziehen der Bar wird dagegen die Zugkraft verstärkt, sprich anpowern. Dies funktioniert dadurch, dass über Umlenkrollen (Pulleys), die in die Waage des Kites integriert sind, der Anstellwinkel während des Fluges variiert werden kann.
Zieht man dabei die Bar an, so wird nicht wie bei Handlekites nur die Schleppkante herunter gezogen, sondern es wird der Anstellwinkel des Kites steiler gestellt und dadurch werden enorme Zugkräfte freigesetzt. Dagegen wird beim Wegschieben der Bar, der Kite flach gestellt, so dass nur noch vergleichsweise geringe Zugkräfte vorhanden sind. In Verbindung mit dem sogenannten Adjuster, lässt sich der Depowerbereich vortrimmen und ergibt somit einen weitaus größeren Windeinsatzbereich und eine größere Kitefläche die kontrolliert geflogen werden kann. Mittlerweile gibt es auch noch weitere Möglichkeiten, die Depowerwirkung zu erhöhen. Darunter wären beispielsweise die Reduzierung der projizierten Fläche und Veränderung des Kiteprofils zu nennen. Hier noch ein Video das alle drei Techniken zeigt, dabei aber keine Allgemeingültigkeit für alle Depowerkites hat: Flysurfer Triple Depower
Depowerkites sind vor allem für den Einsatz beim ATB-fahren geeignet, da sie ihre Leistung sanfter entfalten und Böen leicht „weggedepowert“ werden können, was deutliche Vorteile bringt das Gleichtgewicht zu halten. Sie können aber genauso im Buggy verwendet werden. Auch spricht nichts dagegen sie auch beim Snow- bzw. Icekiten zu verwenden. Ebenso können sie zum Kitesurfen, mit Ausnahme der Bauvariante Open Cell*, verwendet werden.
Für das Fliegen eines Depowerkites ist die Verwendung eines Trapezes sehr empfehlenswert, da sich nur so die Depowerwirkung nutzen lässt. Wobei sich fortgeschrittene Kiter kurzzeitig aus dem Trapez aushaken, um besondere Tricks bei Sprüngen zu machen. Aufgrund des Einsatzes eines Trapezes und des komplexeren Aufbaus von Depowerkites sollten sich Anfänger nur mit erfahrener Begleitung an den Depowerkite heranwagen.
*Bei Depowerkites gibt es mehrere Bauvarianten:
- Tube: aufgepumpte Schläuche bilden hier das Gerüst für die Flügelform - insbesondere für Wassereinsätze geeignet
- Open-Cell: Ähnlich den Handlekites mit offenen Zellen, aber im Besitz einer Waage mit Depowerfunktion
- Closes-Cell: Besitzen geschossen Zellen mit einigen Lufteinlassventilen – Waage mit Depowerfunktion
- Arc: geschlossene Zellen mit einigen Lufteinlassventilen, aber ohne Waage
Zusammenfassend noch kurz ein paar Vor- bzw. Nachteile von Depowerkites:
Vorteile:
- große Windeinsatzbereiche
- meist auch für Wassereinsatz geeignet
- stabiler
- sanftere Leistungsentfaltung
- bei Sprüngen leichter zu kontrollieren
Nachteile:
- i.d.R. teurer
- träger
- indirekteres Fluggefühl
- weniger Leistung pro Fläche
- i.d.R. weniger Schwachwindperformance
- z.T. Start-/Landehelfer notwendig