Da ja Interesse daran besteht und da ich mich wohl vorher etwas schwammig ausgedrückt habe gehe ich mal etwas genauer ins Detail.
Arbeitszeit:
Die Felge ist nicht , wie momentan wohl fälschlicherweise rüber kommt , in 8 Stunden enstanden.
Ich habe alleine am letzten Samstag 8 Stunden daran gearbeitet.
Dazu kommen dann über die letzte Woche verteilt noch mal ~12 Stunden.(Ohne Maschinenlaufzeiten)
Ich zähle zur Arbeitszeit jetzt nich nur die Zeit in der ich selber mit meinen Händen daran gewerkelt habe sondern auch die Zeit die ich aufbringen musste um Dinge zu erledigen wie :
-Ausmessen der alten Felge
-Skizzen/Zeichnungen erstellen
-Vorgehensweise festlegen
-Programme schreiben
-Maschine einrichten
-Spann-Aufnahme bauen
(Dieses war nötig da das Spannfutter der Drehbank auf der ich gefertigt habe nicht groß genug war um die Felgen-Rohlinge dort spannen zu können (und ich zu faul war das andere Spannfutter aufzubauen) musste ich noch eine extra Aufnahme bauen.)
Die nun folgenden Felgen werden definitiv schneller gehen weil:
-Diese Punkte nun wegfallen:Ausmessen der alten Felge - Skizzen/Zeichnungen erstellen - Vorgehensweise festlegen.
-Die benötigten Programme fertig geschrieben und gespeichert sind.
Somit kann ich mich nun voll darauf konzentrieren die Maschinenlaufzeiten , durch höhere Vorschübe bzw. Spantiefen zu verkürzen.
Hierbei gilt es nun ein Mittelmaß aus schneller Zerspanung und guter Oberfläche zu finden.
Sprich ganz normale Prozess-Optimierungen.
Ich denke man erkennt nun das , wie Mike schon sagte , mit CNC-Maschinen arbeiten nicht heisst das man einen Knopf drückt und dann plumpst nach ein paar Minuten das fertige Werkstück aus der Maschine.
Laufzeit der Maschinen:
Zeit für Dreharbeiten insgesamt : ca. 3 Std.
Zeit für Fräsarbeiten insgesamt : ca. 25 Std.
Die Laufzeit der Maschinen (zumindest die der Fräse) ist relativ hoch , da ich z.B. die Programme für die Ausparungen zwischen den Speichen nach Ende der Spätschicht gestartet habe und über Nacht habe laufen lassen.
Ich habe dann einen Arbeitskollegen gebeten am nächsten morgen auf der Frühschicht das Werkstück abzuspannen und beiseite zu legen.
Grund für die Nachtlaufzeit:
Klar hätte man das ganze auch beschleunigen können , keine Frage.
Aber durch geringe Spantiefe und langsamen Vorschub habe ich eine bestmögliche Oberfläche erzeugen und Rattermarken(die ich sonst rauspolieren müsste) vermeiden können.
Dadurch das ich die Maschine nachts habe laufen lassen , hat es nicht gestört ob es eine Std. mehr oder weniger gedauert hat bis das Programm durch war.
Diese Zeiten werden aber noch verkürzt , siehe oben Prozess-Optimierungen.
Fertigungsablauf:
So jetzt schon mal kurz zum eigentlichen Fertigungverlauf.Ich werde bei der Fertigung der nächsten Felgen näher darauf eingehen und wie schon angekündigt eine kleine Foto-Strecke vom Rohteil bis zur fertigen Felge anlegen.
Ich habe zu aller erst mir von dem Aluplatten-Material das ich benutzt habe ein Stück abgesägt und dann erstmal 2 saubere Spannflächen gefräst.
Das Rohmaterial war so abgemessen das ich aus der Platte direkt 2 Rohlinge fertigen konnte.
Das hat sich gut bewährt und bei den nächsten Felgen werde ich versuchen passendes Material zu finden um direkt 4 oder sogar 6 Rohlinge zu machen.
Arbeitsschritte Oberseite also spätere Sichtfläche:
-Aussendurchmesser fräsen
-Rohling ausfräsen um den Innendurchmesser zu erhalten.
-Loch durch das später die Achse gesteckt wird fräsen.
-Tasche für das Kugellager fräsen.
-Aussparungen fräsen um den Kranz um das Kugellager zu erzeugen.
-Speichen fräsen.
-Löcher für die Schraubenlöcher bohren.
-Senkungen für die Schraubenköpfe fräsen.
-Maße kontrollieren und gegebenenfalls nachfräsen.
Arbeitsschritte Innenseite:
Danach konnte ich den nun halb fertigen Rohling auf die extra angefertigte Spannaufnahme bauen um die arbeiten auf der Drehbank zu beginnen.
Diese beschränken sich eigentlich auf drehen der Aussendurchmesser und Schrägen/Radien auf denen später Schlauch und Mantel sitzen.
Nach beendigung dieses Arbeitschrittes wurde noch das überschüssige Material was vorher zum spannen auf der Fräsmaschine nötig war weg gedreht und dann die fertige Felgenhälft entgratet bzw. schonmal leicht poliert.
Das ist der einzige Arbeitsschritt der auf einer konventionellen Drehmaschine erfolgt ist.
Man hätte auch viele arbeiten wie z.B. das erzeugen des Innendurchmessers auf einer normalen Drehbank mit Innendrehmeißel realisieren können aber ich habe versucht soviele arbeiten wie möglich in einer Aufspannung zu machen um auch nur minimalem Versatz der einzelnen Konturteile zueinander entgegen zu wirken.
Deswegen erfolgten soviele Arbeitschritte auch auf der Fräsmaschine.
Wie schon gesagt , das sollte jetzt nur ein kleiner Überblick sein , wenn noch Fragen sind , einfach fragen.
Fotos (evtl. auch ein kleines Video) und weitere Ausführungen/Erklärungen folgen.
@ Mike: Gefertigt wurden die Felgen auf einer Hurco VMX 50 t Fräsmaschine(Klick für Infos) und einer [URL=http://www.gildemeister.com/de,drehmaschinen,nef320?opendocument]Gildemeister NEF 320 Drehmaschine (Klick für Infos)[/URL] .
- Editiert von Mescot am 31.05.2010, 17:14 -