Knoten-Lexikon

    Hi,
    neulich bei der Lektüre von verschiedener Drachenbau-Literatur habe ich mich ein wenig darüber gewundert, wie unreflektiert manchmal diverse Knoten und Knotenkombinationen empfohlen werden.
    Es gibt ja bekanntlich ein paar Knoten, bei denen es mehre Knüpfungsarten gibt (z.B. Palstek). Hinweise auf das bewusste Verwenden der einen oder anderen Variante habe ich zu meinem Erstaunen nirgends gefunden, zumal das einen teilweise erheblichen Unterschied bei der Haltbarkeit ausmacht! :-o


    Wer sich für Knoten aller Art interessiert, der findet im Knoten-Lexikon von Wikipedia eine inzwischen schon wirklich umfangreiche Sammlung der wichtigsten Knoten.
    Sehr gut finde ich auch die Auflistung der Knoten nach dem jeweiligen Verwendungszweck.
    (Sollte mal der ein oder andere Buchautor beherzigen!)


    Besonders gefallen hat mir bei Wikipedia, dass viele Knoten wirklich sehr ausführlich (inkl. Knüpfungsvarianten, Vor- und Nachteilen, etc.) erklärt werden.


    Gruss,
    Dietmar

    Hi Georges,
    dein Link ist auch sehr gut! Kannte ich noch nicht.


    Mir ist auch aufgefallen, dass in der Drachenbauliteratur Knoten machmal völlig zweckentfrendet oder sogar unsachgemäss verwendet werden. :O


    So bin ich bisher auf folgende, meiner Meinung nach fahrlässige, Knoten-Anwendungen gestossen:


    Für die Befestigung von Leinen an Ringen oder Stäben:
    - Webeleinstek + Stopperknoten (einfacher od. doppelter Überhandknoten)
    - Ankerstich (Buchtknoten) + Stopperknoten (einfacher od. doppelter Überhandknoten)
    - Achtknoten (hallo???)
    - Kreuzknoten (???)


    Feste Schlaufe:
    - Überhandknoten im festen Teil und loses Ende durch Überhandknoten geführt + Stopperknoten (einfacher od. doppelter Überhandknoten) - gelegentlich auch als Leinenbefestigung am Ring (!!!)



    Ich habe bisher sicher nur einen kleinen Teil der verfügbaren Bücher über Drachenbau gelesen. Hat da jemand einen Überblick ob das allgemein so ist oder ob das nur ein paar schlechte Beispiele sind?


    Gruss,
    Dietmar


    - Editiert von Dehkah am 03.01.2007, 14:25 -

    Hiho!


    Das vielleicht beste Buch zum Thema:


    Handbook of Knots: Expanded Edition von Des Pawson


    Tschüss
    Tiggr (aka Marcus)

    Zitat

    - Ankerstich (Buchtknoten) + Stopperknoten (einfacher od. doppelter Überhandknoten)


    Was ist daran denn falsch oder fahrlässig?
    Ich dachte bisher das anbuchten der Flugleine am Ring mit Stopperknoten als Sicherung wäre die einfachste und sicherste Art der Flugleinenbefestigung am Wagenring? :O

    Viele Grüße
    Torsten


    www.farben-im-wind.de ...und ist der Himmel grau und leer, dann schenk ich meine Farben her.

    Hi,
    der einfache Überhandknoten kann, wenn er von aussen belastet wird, umschlagen und wandert in dem Fall dann in Richtung loses Ende. Das kann auch mehrmals hintereinander passieren - bis er abfällt. Das ist dann fast schon ein sog. Rauschknoten (löst sich bei Belastung).
    Der Buchtknoten hält nur sehr zuverlässig wenn beide Seilenden belastet werden. Einseitig belastet kann er bei glattem Untergrund (Metallring) auch durchrutschen.
    Kombinierst du beide, kann sich unter starker Belastung das Ganze lösen.
    Also wenn man so knotet, sollte man als Stopper mindestens einen Achter- oder sogar den Franziskanerknoten verwenden.
    Das eigentliche Problem bleibt aber: Buchtknoten und Stopper werden bei dieser Kombination massiv belastet - was speziell beim Stopper eigentlich nicht Sinn und Zweck ist.


    Bei kleinen Drachen macht das wenig aus, aber ich würd nie einen Grossdrachen so anknoten.


    Besser ist es den Buchtknoten mit einem Palstek zu sichern. Also durchbuchten, und mit dem losen und festen Ende einen Palstek knoten. Der sorgt dafür, dass beide Enden des Buchtknotens gleichmässig belastet werden.


    Noch besser ist es, einen eineinhalbfachen Rundtörn mit mindestens zwei halben Schlägen zu benutzen. Das ist seit Jahrhunderten so in der Seefahrt getestet, hält bombig, schwächt das Seil nur minimal und ist sogar noch einfacher zu knoten als Bucht + Stopper!


    Gruss,
    Dietmar


    - Editiert von Dehkah am 04.01.2007, 13:03 -

    Am einfachsten ist es, die Ringe wegzulassen. :)
    An einem Lenkdrachen haben die sowieso nix verloren, und selbst bei Einleinern kann man
    darauf verzichten. Und dann hat sich das Knotenproblem erledigt. ;)


    À plus

    À plus


    Steph/Elément'Air
    Calvados/France

    Bei Lenkdrachen kann man den Wagenring weglassen. Klar :D
    Aber beim Einleiner habe ich mich irgentwie an die Dinger gewöhnt.

    Zitat

    einen eineinhalbfachen Rundtörn mit mindestens zwei halben Schlägen zu benutzen.


    Danke guter Tipp. Das werde ich das nächste Mal auf dem Feld ausprobieren :)


    Zurück zum Ring:
    Ich weiss, dass bei Lenkdrachen eine Bucht um die Schnurschlaufe gelegt wird und eigentlich nur vom Schlaufenknoten gehalten wird.
    Ich weiss auch, das damit Drachen befestigt werden, die mehr Zug haben als meine Einleiner.
    - hier liegt die Betonung auf meine, ich weiss :D -
    Ausserdem weiss ich, dass meist eher die Schnur reisst, alsdass der Buchtknoten von dem Schnurring rutscht....
    Aber....
    Aus dem Bauch heraus traue ich der Konstruktion dennoch weniger als einem Ring und einem daran geknoteten Seil :D


    Und das Bauchgefühl ist doch eigentlich das, was die schönheit unseres Hobbies ausmacht oder? :-O 8-)
    Zumindest solange die Schnur stabil zwischen Piloten und Drachen bleibt :)

    Viele Grüße
    Torsten


    www.farben-im-wind.de ...und ist der Himmel grau und leer, dann schenk ich meine Farben her.

    Hi Steph,
    ohne Ring musst du doch immer noch knoten. Halt Leine an Leine... ;)


    Ich finde bei "normal grossen" Einleinern eigentlich die Vewendung von Wirbelkarabinern ganz praktisch. Die Leine kann man dann am Wirbel z.B. mit einer festen Schlaufe (doppelter Achtknoten) + Buchtknoten befestigen, was sehr gute Festigkeit und Sicherheit hat und den Ring sowieso mit Buchtknoten in die Waage.


    Die einfache Handhabung (Befestigen/Lösen) verlegt man damit einfach auf den Karabiner und kann für die Knoten diejenigen mit bester Haltbarkeit nehmen. Ist also so eine Art Aufgabenteilung. Meiner Meinung nach ideal. 8-)


    @ Torsten,
    bei "normal grossen" Drachen denke ich auch, dass Bucht + Stopper am Ring wahrscheinlich nicht wirklich durchrutschen. Liegt wohl daran, dass sich die dünnen Leinen in solchen Knoten extrem einkneifen. Viele Polyesterleinen bis 100 daN sind auch noch flach geflochten, so dass sie durch die engen Biegeradien nicht so geschwächt werden, wie rund geflochtene Leinen. Daher denke ich, dass alles, was ein Mensch noch in den Händen halten kann, sowieso nicht so dramatisch ist. :)


    Gruss,
    Dietmar
    - Editiert von Dehkah am 04.01.2007, 21:17 -

    Meine Zweifel an Wirbeln sind aufgekommen als ich bemerkt habe, das sich die Bucht nicht schön um den Ring gelegt hat sondern eher um die Halterung desrRings... W
    ie soll ich dass jetzt erklären...
    Es sah nicht so aus wie auf den Bildern sondern eher so wie wenn eine Hand durch eine Schlaufe gesteckt wird und diese dann festhält. Ich sach mal wie bei einer Hundeleine :)


    Ich denke mal die Ösen waren einfach zu klein für die Dicke der Schnur. Irgentwie war mir das nicht so ganz Joker. Und da sich die Leinen bei mir trotz Wirbel verzwirbelt haben bin ich zum Leine auf Ring knoten gekommen.

    Viele Grüße
    Torsten


    www.farben-im-wind.de ...und ist der Himmel grau und leer, dann schenk ich meine Farben her.

    Hallo Kollegen,


    ich habe mal zu dem Ring - Buchtkonten - durchrutsch - Problem eine Fotostory erstellt, in der ihr hoffentlich erkennen könnt wie ich das jetzt immer mache.


    (Die Bilder lassen sich durch anklicken vergrössern)


    Auf den ersten 6 Bildern seht ihr wie meine Methode anwendet wenn das andere ende nirgends festgemacht ist.






    Auf den folgenden 14 Bildern seht ihr wie meine Methode anwendet, wenn das andere Ende irgendwo festgemacht oder angeknotet ist. Die Knoten müssen hier gesteckt werden.









    Ich hoffe das euch meine Methode gefallen hat und ich sie euch verständlich rübergebracht habe. Sollten noch irgendwelche Unklarheiten bestehen, so werde ich die gerne beseitigen, fragt einfach nach.

    Jetzt hab ich auch mal die eine oder andere Frage.
    Für was brauch ich einen gelegten Buchtknoten im Ring mit Palstek als Sicherung. Da kann ich doch gleich den Palstek direkt knoten.
    Oder die Palstekschlaufe zum Buchtknoten machen und über den Ring streifen?


    Zu den Wirbelkarabinern: Bei den großen Drachen hab ich eh keine in der Schnur! Denn wer hat schon einen 200kg Wirbel? Da kommt einfach ein richtiger Karabiner rein.
    Und bei den kleinen Schnüren bind ich die Schnur meistens direkt am Waagepunkt an.


    Und wenn man die Knoten durch das Klettern gelernt hat, dann achtet man schon drauf, dass der Knoten sich nicht löst. Ausser er soll es!


    Gruß
    Pit

    Hi,
    genau und wie jeder Segler weiss - benutzt man Stopperknoten nur zum Beschweren von Seilenden und nicht um Lasten dran zu hängen. :-O


    Gruss,
    Dietmar
    - Editiert von Dehkah am 05.01.2007, 23:43 -

    Salut Thorsten


    Zitat

    Aus dem Bauch heraus traue ich der Konstruktion dennoch weniger als einem Ring und einem daran geknoteten Seil


    Das verstehe ich schon, kannst aber wirklich drauf vertrauen, das dies die belastbarere Methode ist.
    Nicht umsonst wird sie auch beim Kitesurfen, Snow etc. verwendet. Als Hersteller für fertige Leinensets für Kitesurfen haben wir das mit Zugkraftmessgeräten ausprobiert. Es zeigt sich, dass die haltbarste Verbindung zwischen zwei Dyneema-Leinen eine Bucht in Bucht ist, bei der die Schlaufen nicht geknotet, sondern auf einer Länge von etwa 80mm mit einem Zick-Zack-Stich genäht sind, wie es bei Gleitschirmwaagen üblich ist. (Länger ist unnötig, sowie auch das Verriegeln der Naht, was nur eine zusätzliche Perforierung zur Folge hat.) Natürlich ist eine Bucht in Bucht beim An- und Abknüpfen
    sehr unpraktisch, daher wird die Bucht auf ein immer etwas stärkeres (um den Verlust der Zugfestigkeit durch den Knoten auszugleichen) Endstück mit Knoten angeknüpft.
    Mit dieser Verbindung bleiben bis zu 85% der ursprünglichen Zugfestigkeit der Leine erhalten, ein guter Wert, wenn man bedenkt das ein einfacher Knoten im Seil diese auf 50% herabsenkt.


    Aber wie du siehst, ist das eigentlich nur wichtig für Extrembereiche, und bei Verwendung von mittelgrossen Drachen spielt es keine Rolle ob Ring oder nicht. Das ist dann mehr Geschmackssache und Philosophie. (Ich mag kein Metall an Drachen, dass steht für mich im Gegensatz zu Leichtigkeit, ist also rein psychologisch).
    Bei grösseren Stücken wird es allerdings schon kritisch, da hier durch das dynamische Arbeiten der Flugleine hohe Zugkraftspitzen auftreten können, die am besten durch ein elastisches Seil abgefangen werden können, (daher sollte man hier möglichst kein Dyneema oder Kevlar verwenden). Der Schwachpunkt eines solchen Systems bildet dann immer der starre Teil : Ring, Karabiner, Wirbel.
    Und man müsste dann schon überdimensionierte Ausführungen verwenden um das auszugleichen.


    Und noch zum Buchtknoten:
    Wer Probleme hat beim Aufziehen, (insbesondere bei Minusgraden bricht man sich machmal die Finger an Knoten ab), der kann sich in der Schlaufe noch so ein kleines "Lätzchen", wie es häufig an Reissverschlüssen von Jacken zu finden ist, anbringen. Da zieht man dann einfach drann und schon geht die Bucht auf. Funktioniert auch mit Handschuhen. (Vielleicht schaffe ich es mal ein Bild reinzuhängen.)


    À plus

    À plus


    Steph/Elément'Air
    Calvados/France

    Salut Dietmar,


    Zitat

    Ich finde bei "normal grossen" Einleinern eigentlich die Vewendung von Wirbelkarabinern ganz praktisch


    Na klar, ist auch völlig in Ordnung. Ist, wie ich Thorsten schon geschrieben habe, reine Geschmackssache. ;)


    Obwohl ich sagen muss, das die Bucht-Anknüpfmethode auch eine schnelle Sache ist, insbesonders, wenn man das kleine Lätzchen verwendet. Das mache ich inzwischen sogar bei meinen Lenkdrachen.


    À plus

    À plus


    Steph/Elément'Air
    Calvados/France

    Zitat

    Und noch zum Buchtknoten:
    Wer Probleme hat beim Aufziehen, (insbesondere bei Minusgraden bricht man sich machmal die Finger an Knoten ab), der kann sich in der Schlaufe noch so ein kleines "Lätzchen", wie es häufig an Reissverschlüssen von Jacken zu finden ist, anbringen. Da zieht man dann einfach drann und schon geht die Bucht auf. Funktioniert auch mit Handschuhen. (Vielleicht schaffe ich es mal ein Bild reinzuhängen.)


    Mann kann die Schlaufe für den Buchtknoten auch etwas größer als nötig machen und dann im oberen Scheitelpunkt mit einem zweiten Knoten eine kurze Zusatzschlaufe anbringen, das geht auch. Weil, wenn man die Schnippel von den Reissverschlüssen abmacht, kriegt man die ja wieder ohne Handschuhe nicht auf...


    Erik

    "Kann ich bitte Deine Kekse haben?"

    die ganze diskussion zum thema knoten hat mich derart angefixt, dass ich jetzt total auf fancywork stehe. hab gestern meinen ersten 3-lead turk´s head hinbekommen.


    und da sind echt ein paar sehr praktische knoten mit dabei, zur waagenherstellung.


    naja ich werde jetzt erstmal meinen deluxe rutenflugstab fertigstellen.

    Zitat

    angefixt, dass ich jetzt total auf fancywork stehe


    Geht noch. Wenn Du bei Blumenampeln aus Makramee angekommen bist, sag' Bescheid, dann unternehmen wir was. Wenn Du es noch nicht hast, sieh' Dir mal das Ashley-Buch der Knoten an...


    Gordische Grüße, Erik

    "Kann ich bitte Deine Kekse haben?"