Mein Erstlingswerk im Drachenbau:
    Ein Calomil-Kastendrachen geringfügig modifiziert nach dem Plan von Christian Becot.


    Ich wollte ursprünglich einen ganz klassischen Kastendrachen bauen - auch mit klassischen Materialien. Bei der Suche nach einem Bauplan stieß ich auf den Calomil von Christian Becot. Und diese Form fand ich so klasse. Dass ich diesen dann gebaut habe.


    Materialien
    Gestänge:
    Quadratleisten aus Kiefer aus dem Baumarkt. Ich wollte eigentlich Buche verwenden. Das habe ich aber nur mit max. 1m Länge gefunden. Ramin gibts bis 2m Länge aber nur als Rundprofil. Die Kiefernleisten taugen aber auch.
    Die 6 Längsspanten mit 1,6m Länge (abweichend vom Originalplan) sind 13,5 x 13,5mm.
    Die 4 Ständer und die 2 Spreizen sind 9 x 9mm.
    Die Aufnahmen der Ständer und Spreizen an den Längsspanten sind aus Reststücken der 9x9mm-Leisten angefertigt und mit Holzleim verleimt.
    Die Gabelschlüssel-ähnlichen Enden der Ständer und Spreizen sind ebenfalls aus jeweils 2 seitlich aufgeleimten Stücken von 9x9-Leiste angefertigt. Damit sie dann auf die 13,5mm breiten Spanten passen, wurden sie entsprechend aufgefeilt.
    Die Länge der Querspreizen wurde erst ganz zum Schluss mittels Feilen exakt so eingestellt, dass die Spreizen "gerade so" in die Aufnahmen gedrückt werden können, um maximalen Druck auf die Bespannung zu geben. Nachdem ich beim allerersten Zusammenbau im Feld dann gleich mal eine meiner Querspreizen zerbrochen habe, habe ich die Spreizen im Mittelbereich mit GFK-Gewebeband verstärkt.


    Bespannung:
    Icarex. Ich habe das teure Polyestergewebe gewählt, um minimale Stoffdehnung zu haben.
    Die einzelnen Teile wurden nicht vernäht, sondern vollständig geklebt, auch die Säume! (Ich wollte mich nicht mit Nähen-Lernen aufhalten.) Als Kleber kam Seam Grip zum Einsatz. Für besonders kritische Stellen Aquaseal (von Gear Aid, ehem. Mc Nett). Das sind PU-Kleber, die eigentlich als Nahtdichter bzw. Reparatur-Kleber im Outdoor-Bereich gedacht sind - für Zelte z.B. Diese Kleber verkleben synthetische Stoffe zuverlässig mit dauerhaft hochelastischen Nähten. Eine Vorab-Probe mit Icarex und Seam Grip mit 10mm Klebe-Überlappung konnte zu zweit unter Aufbietung aller Kräfte nicht auseinandergerissen werden. Die Abbindezeit des Klebers beträgt normalerweise 12h. Mit einem Beschleuniger ("Cure Accelerator" - das ist wahrscheinlich reines Xylol - gut Lüften!) kann man das auf 2h verkürzen. Hat auch den Vorteil, dass der Kleber dann etwas flüssiger und leichter zu verteilen ist.
    Seam Grip taugt im übrigen auch hervorragend zur Reparatur von Rissen im Stoff.


    Die zwei vollständig rundherum laufenden Bespannungsteile wurden dann fest auf die Längsspanten aufgebügelt. Dazu wurden die Spanten mit Oracover Heissiegelleim (aus dem Modellbau) vorbehandelt. Die Säume wurden zum Schluss mit Aquaseal auf dem Holz festgeklebt.
    Das hällt alles Bombenfest.



    Hier ein paar Fotos:





    Ein paar Details:




    Zum Abheben braucht er 4m/s Wind.
    Die obere Grenze habe ich noch nicht in Reichweite gehabt. Dazu hat's hier im Binnenland i.d.R. einfach zu wenig Wind.

    Wenn jemand, aus welchen Gründen auch immer, nicht dem Mainstream folgt, sondern kreative Lösungen sucht :rolleyes:


    Da funktionieren auf einmal Dinge... :thumbsup:


    Herzlichen Glückwunsch zum Erstbau :thumbup:

    Danke für Euren Zuspruch.


    Bin auch happy, dass es am Ende so gut geklappt hat. Zwischendurch gab es nämlich schon mal die eine oder andere Krise - vor allem bei der exakten Positionierung der Spanten in Bezug auf das Tuch vor dem Bügeln. Aber sowas erlebt wohl jeder mal.


    Die Sache mit dem Kleben hat auch bei den Rodgauer Drachenfreunden, die mir sehr freundlich bei der Einstellung der Waage vor dem Erstflug geholfen haben, für ungläubiges Strinrunzeln gesorgt.


    Dass Kleben von Spinnakertuch mit Seam Grip sehr gut möglich ist, dürfte aber grundsätzlich eine hilfreiche Alternative im Methodenkoffer sein.
    Es hat alles seine Vor- und Nachteile. Vorteile des Klebens sind ganz klar: Man muss nicht Nähen können und man spart sich eine teure Nähmaschine. Die Nachteile dagegen sind auch evident: Jede einzelne Naht braucht einfach viel mehr Zeit. Und nachträgliches Auftrennen is nich!

    Sehr schön. :)
    Problematisch könnte es allerdings bei Kontakt mit Feuchtigkeit sowie evtl. nötig werdenden Tausch der eingeklebten Stäbe geben.
    Ich selbst habe bislang nur Objekte aus Papier, Tyvek, unterschiedlichen Folien und einfache Kastendrachen aus Resten von beschichteten Styropor-Deckenplatten, in der Machart, gebaut.


    Gruß


    Rolf

    Hiho!


    Ist ja super! Neben dem kleben, das ich sehr spannend finde, finde ich die Holzarbeiten sehr gelungen! Top gemacht!


    Tschüss
    Marcus (aka Tiggr)

    Hi Marcus,


    besten Dank.


    Ich hab' in Deinem Eulen-Thread gelesen, dass Du eine gewisse Abneigung gegenüber Stabtaschen-Nähen hegst. Nun, wenn Du die Kleberei spannend findest, kann ich Dir nur empfehlen: probiers mal mit Stabtaschen kleben. Das fand ich ziemlich simpel - also mit Dacron - und das Ergebnis ist vollkommen unkaputtbar (hab ich für einen Stoffreste-Eddy angefertigt).


    VG
    Chris

    Hi!

    Diese "dumme" Foren-Software (Nichts gegen die Macher oder das Foren-Team! Aber ich behaupte, Software ist prinzipiell dumm.) hat mir gerade diesen Hinweis gezeigt:

    "Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. (...)"


    Veraltet? Was soll das denn?

    So ein Beitrag kann niemals veraltet, also zu alt sein!

    Ich hoffe sehr, dass er mindestens noch zehnmal so lange hier zu sehen sein wird.


    Gruß,

    Karsten



    Hat einfach keine Ahnung, diese saudumme Software...

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    Sinngemäß aus einem c't-Newsletter