Die einzigen Variablen im Drachen-Mensch-Wind-System sind der Mensch und der Wind. Der Drachen ist wie er ist. Braun, blau, gelb, kariert, gesteift, pummelig, schlank, eine Fotografie, starr, unbeweglich, unveränderlich. Konstant. (von Depower und den Bremsen mal abgesehen)
Wird angenommen, dass der Wind ebenfalls konstant ist und schön laminar den Drachen umfließt, stellt der Mensch die einzige Kraft dar, welche dem Drachen Lift verschaffen kann, indem er ihn eine durch Lenkbewegungen initiierte Geschwindigkeitsveränderung (Einleitung Pendelsprung) erfahren lässt. Mit Beschleunigung des Drachens erhöht sich gleichzeitig die Geschwindigkeit der Strömung um die Tragfläche, wodurch er seine Funktion verstärkt erfüllen kann (Liftphase Pendelsprung). Dies geschieht so lange bis der Geschwindigkeitsüberschuss abgebaut (in Lift umgewandelt) worden ist, was meiner Erfahrung nach ziemlich schnell geschieht. Ab diesem Punkt gewinnt die Gravitation wieder die Überhand im ewigen Gezerre um die arme Seele, die sich in ihrer ihr zugrunde liegenden Widersprüchlichkeit freut, in die Luft gehoben zu werden, aber gleichzeitig froh ist, wieder festen Boden unter den Sohlen zu haben.
Wenn der Kite in Zenithstellung gerade so viel Auftrieb erzeugt, den Piloten in Schwebe zu halten, so sollte dies nach Abschluss der Liftphase und wieder eingenommener Zenithstellung des Kites ebenfalls so sein. Abwärts geht's also nur durch ein idiotisches Flugmanöver des Piloten, Abnahme der Windgeschwindigkeit oder Zunahme der Gravitationskraft. Jedoch stellt sich dabei die Frage, was stärker wiegt - der Eintrag extraterrestrischer Materie oder die Abnahme der Körpermasse des Piloten im Falle einer besonders langen Hangtime.
Aus Erfahrung wissen wir, dass kleine Matten deutlich flinker als große sind, sie können also eine höhere Differenz zwischen Windgeschwindigkeit und ihrer eigenen erzeugen und diese in Lift umwandeln. Ist man Oben angekommen, hat der Drachen seine Geschwindigkeit und somit seinen Auftrieb verloren, der Rest ist bekannt. Es ist also die zu rasche Verzögerung des Drachens für die allzu rasche Rückkher zur Erde verantwortlich.
Jeder Drachen hat einen begrenzten Flugbereich, die Viertelkugel kennt jeder. Spätestens auf Höhe des Piloten ist Ende und Schluß mit Lustig. Es existiert ein Bereich in Annäherung an den die Viertelkurve begrenzenden Meridians, welcher ideal für Lift ohne Vorwärtsbewegung geeignet ist. Von diesem Bereich wiederum ist nur ein kleiner Teil nutzbar, wenn man nach der Landung noch ganz sein will.
Genau da liegt das Problem: Die kleine Matte in diesem engen Bereich auf Geschwindigkeit zu halten. Sie hetzt vom einen Ende zum nächsten, muss zwischendurch immer mal wieder abbremsen, was dem freien Fall nicht sonderlich effektiv entgegenwirkt. Dazu kommt eine höhere Fehlerquote des Piloten aufgrund der hohen Geschwindigkeit.
Die große Matte hingegen kann gemütlich von einer Ecke zur anderen pendeln, da sie mangelnde Geschwindigkeit durch ihre Größe und den damit potentiell höheren Auftrieb ausgleichen kann.
Meine These - zum Zerriss freigegeben. 