Mag sein daß man heute nicht mehr exakt die gleichen Tücher bekommt wie damals, aaaber.....
Viele Drachenbauer haben früher auch mit anderen Materialien und Varianten ihrer eigenen Konstruktionen experimentiert (zb auch der berühmte Herr Cody)
Werner Ahlgrimm war auch entspannt was die Materialwahl und Formgebung betraf und hat Experimente gemacht, hat auch Roloplane aus Spinnaker gebaut. Auf Fano ließ ich zb einen 300/3 in weißem Spinnaker fliegen und plötzlich stand ein kleiner älterer Herr mit großem breitem Hut neben mir und meinte "Der fliegt gut, hast du den gemacht?" und das war Werner Ahlgrimm. Wir haben uns ein paar mal auf der Insel getroffen und uns darüber unterhalten was Roloplane ausmacht, was man variieren kann etc.
Ich erlebte ihn als angenehm offen und neugierig. Warum sollte man denn auch nicht mal etwas mit Konstruktionen und Ideen spielen?
Und erst kürzlich habe ich zb bei einem größeren Stoff und Kurzwarenhändler einer dänischen Kette hier in Berlin Tuch aus interessantem Mischgewebe gefunden - sehr formstabil, in kräftigen Farben und etwas lockerer gewebt so daß es leicht luftdurchlässig ist und ich bin mir ziemlich sicher daß jemand wie Richard Steiff, der selbst gern nach Innovationen gesucht haben soll, solch ein Tuch gern verwendet hätte weil es eben auch Vorteile hat.
Natürlich hat auch die exakte Replique einer Sache ihre schönen Seiten - aber muss es immer gleich zu 100% exakt sein? Sieht man zb auf Fano die Hamburger ihre Rolos über 200m hoch stundenlang fliegen freue ich mich eher über das schöne ruhige Flugbild als daß ich mich frage og das exakte Repliquen sind.
Klar etwas Patina ist schön - ich habe vor Jahren von einem Berliner Drachenbauer einen wunderschönen Nachbau eines 150/2 bekommen der in den Materialien und Näh- und Bautechniken verdammt nah an das Original kommt und ich finde den Kleinen wirklich toll, freue mich an stundenlangen ruhigen Flügen, daß sich die Flugeigenschaften im Laufe von Stunden ganz leicht verändern, daß er auf dem Segel Leinölflecken hat von der Imprägnierung der Enden der Buchenholzstäbe etc....
Das exakte kopieren reizt mich aber bei den Drachen die ich baue nicht wirklich. Einen Conyne oder Sauls würde ich nie als exakte Kopie bauen, sondern in einer Varianz - ich will ja meine eigenen Drachen bauen. So entstanden auch meine eigenen Konstruktionen von Parafoils, in denen ich Eigenschaften und Details vieler unterschiedlicher Foils neu kombiniert habe und so kommt immer wieder etwas Neues, Anderes dabei heraus und das ist etwas was viele dieser früheren Drachenbauer auch einfach gemacht haben. Gerade bei Werner Ahlgrimm bin ich mir ziemlich sicher, daß er einfach Spass am Drachenbauen hatte.