Wieder zurück aus Dornumersiel, möchte ich Euch meine Eindrücke vom Balor 160 mitteilen,
den wir dort ausgiebig geflogen haben, bei leider böigen Windverhältnissen von 3 bis 4 bft.
Der Aufbau ist von erfrischender Einfachheit: Spreizen, Winglets, Standoffs rein, das wars auch schon.
Das gelingt auch bei viel Wind und bei Bedingungen, wo zuviele Kleinteile schnell Nerven kosten.
(z.B. am Sonntag bei Schneetreiben- aber wir geben alles)
"Wo war nochmal die 5. Segellatte?" - das gibt's hier nicht, und weniger kann manchmal mehr sein.
Der erste Eindruck, sowohl beim Start als auch beim Flug: Der ist ja gar nicht so zickig!
Ok, ganz gewiss kein Anfänger-Drachen, aber wer schon eine gewisse Erfahrung mit Speedkites mitbringt (z.b. SAS, URO120 etc.),
wird mit dem Balor klarkommen.
Starten ist auch bei wenig Wind mit Kippmethode machbar, und mit Anwerfer sowieso, und letzeres sogar auch in den richtig steilen Waage-Setups.
Nun aber, zur Leistung: Die ist wirklich überzeugend, sowie der Balor die Leinen durchzieht, hämmert er richtig los!
Das Fluggeräusch ist dezent aber markant: Ein TIE Interceptor auf Abfangkurs!
Das Feedback an den Leinen dabei: Deutlich (erstaunlich für die Größe), im Vgl stärker als ein Panthere midi, aber auch bei 4bft in sehr steiler Einstellung an Liros DC60 ohne Risiko fliegbar. D.h. aber auch, ich hätte eine Stärke niedriger (DC40) fliegen können (mache ich dann nächstes Mal). Am besten fliegt die Rennmaschine mit den Leinen richtig auf Spannung, Durchhang wird mit Leistungsabfall bestraft - aber er fällt nicht vom Himmel wenn einen der Wind kurz hängen läßt.
Der Kite beschleunigt auf der Geraden satt-
und er ist dabei präzise: Eine Gerade ist eine Gerade ist eine Gerade
Er ist aber nicht limitiert nur darauf- er kann auch Spinns und es macht mir auch Spaß, mit ihm einfach herumzuheizen.
Der Balor ist aber keine Spinnsau, sondern will rennen rennen rennen - yeah!
Auch hier wieder: Trotz der Hochleister-Performance geradezu erstaunlich wenig Zickigkeit.
Klar, in Schwachwindphasen will er behutsam geführt werden, und wenn man grade am WFR ein Windloch erwischt, hilft ein wenig Beinarbeit,
ist aber alles machbar, so dass ich den Kite auch gerne in andere Hände gegeben habe.
Auch dieser Pilot kam auf Anhieb mit dem Balor klar und hatte sichtlich Spaß, während ich mich um ein paar Bilder bemühte.

Hackwind macht dem Balor wenig aus, auch in Schwachwindphasen lässt er sich gut am Himmel halten. Eindeutig geeignet fürs Binnenland.
(Um das herauszufliegen, fahre ich extra an die Küste....)
Nun, zum Waagesetup: Der Balor hat Knotenleitern oben an der OQS und am Kreuz, wie auch der grosse Balor. Und wie beim grossen gibts dann eine Anleitung, die alles gut erklärt, deshalb spare ich mir hier die Wiederholung. Was ich aber schon erfliegen konnte:
- Die Grundeinstellung deckt einen sehr großen Bereich ab, und geht auch schon bei wirklich wenig Wind. Selbst bei 2bft fällt die Kiste nicht vom Himmel damit.
- Flachere und Steilere Einstellungen verändern das Flugverhalten auf die bekannte Weise, und ich fand es lohnend, mal alles auszuprobieren.
Auch bei 3bft waren die steileren Einstellungen durchaus fliegbar, es ist also nicht so, dass hier wenige Millimeter über die grundlegende Flugfähigkeit entscheiden.
- Zum Einfliegen und Kennenlernen hat für mich eine flachere Einstellung am Kreuz gut funktioniert.
Mein Fazit: Ein wirklich überzeugender Drachen, wer Hochleister Performance sucht ohne Hochleister Zickigkeit, der wird hier fündig.
Über das Design brauche ich sowieso keine Worte zu verlieren, das steht für sich. Die Verarbeitung ist sehr gut, der Balor ist ein Schmuckstück im Stand wie am Himmel. Nur- wenn er in seinem Wohlfühlbereich bewegt wird, bekommt man nicht mehr viel davon zu sehen.

Vorsicht: Um Missverständnissen vorzubeugen - der Balor 160 ist KEIN Anfängerkite, sondern ein Hochleistungs-Speedkite.
Außerdem beginne ich ein gewisses Suchtpotential zu spüren: Habe heute mehrfach Windfinder gecheckt 