Gewichtstuning allgemein

    Hallo Leute,


    ich weiß das schon sehr viel über Gewichte geschrieben wurde, habe auch schon einiges darüber gelesen.


    Wie verhält sich nun aber die Sache mit dem Nasen- bzw. Arschtuning am Kielstab natürlich!!


    Meiner Meinung nach ist doch um z.B. stabil im Fade zu liegen, was wiederum wichtig für ein vernünftigen Backspin wäre, ein Arschtuning eher ratsam.


    Für eine vernünftige Lazy sollte es aber eine stabile Rückenlage sein, was doch eher wieder für ein Nasentuning spricht.


    Für die Rotation, wäre doch evtl. auch ein LK-Tuning möglich!!??


    So Leute, sagt mir bitte ob ich total daneben liegen und einer irrigen Annahme auf der Spur bin!!!!

    Windige Grüße aus dem Süden


    Michael

    Hallo Michael,


    das beste Gewichtstuning ist das, welches nicht benötigt wird. Du hast die Wirkung der einzelnen Positionierungen bereits richtig genannt - und genau da liegt das große Problem. Ein Gewicht an einer Stelle bewirkt positive Einflüsse auf einen Trick, sorgt aber für Probleme mit anderen Tricks. Wenn Du z.B. einen Drachen hast, der perfekt im Fade liegt, aber nur sehr flach im Backflip, kann etwas Gewicht in der Nase dein Problem lösen. Übertreibst Du es aber, liegt er nicht besser im Backflip, fällt aber sofort aus dem Fade heraus.


    Besser als Gewichtstuning ist es aber, den Drachen auf klassische Weise so abzustimmen, dass er alles macht. Der Ausschnitt der Schleppkante und die Länge und Positionen der Stand-Offs bieten so viele Experimentiermöglichkeiten, dass Du auf weitere Variablen gut verzichten kannst.


    Gewichtstuning ist m.E. eine Möglichkeit, einen Drachen zu etwas zu zwingen, für das er nicht ausreichend optimiert wurde.


    Gruß
    Heiko

    Heiko,


    Zitat

    Der Ausschnitt der Schleppkante und die Länge und Positionen der Stand-Offs bieten so viele Experimentiermöglichkeiten, dass Du auf weitere Variablen gut verzichten kannst.


    hast Du hierfür spezielle Empfehlungen für den New Age?

    Windige Grüße aus dem Süden


    Michael

    speziell für den New-Age habe ich leider keine Vorschlage.


    Allgemein wird der Backflip aber tiefer, wenn der innere Stand-Off etwas nach innen verschoben wird.Das Kürzen einer überlangen oberen Spreize hat den selben Effekt.


    Ein Verschieben des äusseren Stand-Offs nach innen bewirkt ein einfacheres Handling im Backspin, oder macht diesen Trick überhaupt erst möglich.


    Weit aussen sitzende Stand-Offs machen den Drachen wendiger, verkleinern aber das Windfenster und lassen den Drachen gern vorzeitig aus dem Axel kippen.


    Dicht beieinander sitzende Stand-Offs beruhigen den Drachen im Fade, können aber einen deutlichen Raumverlust beim Flic-Flac zur folge haben.


    Wenn Du nun mit den Stand-Off-Positionen experimentieren möchtest empfehle ich Dir diese Verbinder bei trockenem Wetter mit Spinnakertape zu befestigen. Du kannst Sie mehrmals verwenden und so befestigt hinterlassen sie keine Löcher in der Schleppkante. Natürlich ist das nur eine Lösung für die Experimentierphase und nichts dauerhaftes.


    Gruß
    Heiko

    Michael, Heiko,
    ich halte Gewichtstuning nicht für eine Sache mit der man einen Drachen zu etwas zwingt was er nicht mag. Ich glaube es liegt eher daran, das die Materialien die zum Drachenbau verwendet werden immer leichter werden und die Stäbe trotzdem eine höhere Festigkeit haben.
    Wo man Gewichte positioniert hängt teilweise individuell vom Drachen ab.
    Mit jemandem zusammen habe ich einen C21 mit anderem Gestänge versehen, daraus ergab sich erstens eine andere Waage, denn weder die vom Standard noch die vom Extreme war aufgrund des neuen Gewichts und Windbereich optimal. Als das passte mußte trotzdem noch Gewicht her an zwei verschiedenen Stellen. Jetzt liegt er super im Fade, Backflip, Rising Fade, Halfaxel, Kaskaden, Mutex was das Herz begehrt, aber ohne die Gewichte hätte es nicht geklappt. Diese Erfahrung habe ich mehrfach bei den unterschiedlichsten Drachen gemacht.
    Das Schöne bei meinem C21 ist, er hat dadurch nicht an Leichtwindeigenschaft verloren. Ich denke es ist keine Schande mit Gewichten zu arbeiten, wenn man das Optimale für sich aus dem Drachen herausholen will.

    @ Axel


    Du hast Deinem Drachen etwas beigebracht, was er vorher nicht wunschgemäß gemacht hat. Zwingen ist da vieleicht etwas hart ausgedrückt, trifft es aber zumindest ungefähr. Hättes Du auch mit Gewichten gearbeitet, wenn Dein Drachen all diese Tricks ohne weiteres Tuning einwandfrei ausgeführt hätte? Warscheinlich nicht.


    Durch den Einsatz moderner Gestänge verändert sich das Gewicht nahezu symmetrisch. Michael hat aber nicht nach einer Vergrößerung der Gesamtschwungmasse, sondern nach den Einflüssen einer Schwerpunktverlagerung gefragt.


    Es gibt viele gute Drachen, bei denen ein Gewicht an einer Stelle den letzten Schritt zur Perfektion bewirkt. Leider gibt es aber auch genauso viele Drachen, bei denen das Gewichtstuning letztendlich soviel wiegt, wie eine Leitkante. Bei denen wäre es sinnvoll, zu prüfen, ob die Gesamtkonstruktion vieleicht noch Optimierungspotenzial hat. Damit möchte ich keinem Hersteller einen Konstruktionsfehler unterstellen - dazu sind die persönlichen Anforderungen und Flugstiele viel zu unterschiedlich. Vielmehr möchte ich dazu anregen, erst das persönliche Optimum aus einem Drachen herauszuholen und erst wenn diese Metode völlig ausgeschöpft ist zum Gewichtstuning zu greifen, falls es dann noch nötig ist.


    Gruß
    Heiko

    Zitat

    Verschieben des äusseren Stand-Offs


    ist damit ein tatsächliches versetzen der Position am Segel, oder ein verschieben der Postion auf der QS gemeint??

    Windige Grüße aus dem Süden


    Michael

    @ Michael


    ich meinte grundsätzlich eine Veränderung der Position im Segel. Ein Verschieben auf der unteren Spreize hat effektiv nur eine Änderung der Standofflänge zur folge. Deren Auswirkung an Deinem Drachen kannst Du sehr einfach selbst Ausprobieren. Bei der Änderung der Positionen hingegen ist es sinnvoll vorher ungefähr zu wissen, was man will und wie man es erreichen kann.


    Gruß
    Heiko

    Heiko,


    dank Dir schön für die sehr ausführlichen und aufschlußreichen Antworten,
    ich denke Du hast mich damit schon ein Stückchen weiter Richtung "Optimal" gebracht!

    Windige Grüße aus dem Süden


    Michael

    Heiko,
    bei Deiner Aussage das ein verschieben der Stand Offs auf der QS nur eine veränderung der Länge der Stand Offs bringt, kann ich Dir nicht Recht geben. Dazu das Beispiel des Level Two Sunrise und des Jack in the Box der 1 Generation (siehe mein Avatar). Wenn man bei beiden Drachen die äusseren Stand Offs in Richtung Kielstab verstellt sind diese Drachen Backspinfähig und zwar vom allerfeinsten. Speziell der Jack der 1 Baureihe sollte den Backspin nicht können, aber er kann ihn. Das wäre auch wieder eine natürliche Tuningmaßnahme.
    Heiko ich gebe Dir recht das man erst das natürliche ausprobieren soll, aber wenn da alles ausgeschöpft ist greife ich auch zu Gewichten. Ich möchte Spaß mit meinen Drachen haben, d.h. ich will ihr Potential völlig nutzen. Wenn ich Porsche fahre möchte ich auch Porsche nutzen, nicht immer, aber wenn möglich.

    Zitat

    ............bei Deiner Aussage das ein verschieben der Stand Offs auf der QS nur eine veränderung der Länge der Stand Offs bringt, kann ich Dir nicht Recht geben............


    Wie jetzt?:
    Ein Standoff mit 22cm Länge hält doch ein Segel auf 22cm Abstand ,oder?


    Wenn ich die Position des Standoff auf der Querspreize um 10 cm verschiebe, ergibt sich eine Schräge von 22cm, die das Segel auf ca.19,6cm Abstand hält.


    Kann man beweisen geometrisch und rechnerisch.


    Außerdem wird der Standoff etwas "flexibler"
    Das heißt: Der Standoff kann jetzt nachgeben (in kleinem Rahmen)

    Gruß
    Achim


    Wirkliche Intelligenz beginnt dort, wo man erkennt, dass es mit dem eigenen Unterscheidungsvermögen nicht so weit her ist......

    Zu den Effekten des Gewichtstuning wurde schon einiges gesagt. Das TWS mit dem beweglichen Gewicht ist ein Versuch sowohl den Backflip als auch den Fade zu verbessern.


    Das mit dem Gewichtstuning ist vielleicht eine Philosophiefrage, aber auch mir widerstrebt es, erst (teure) gewickelte Stäbe einem Drachen zu spendieren, und dann 5 bis 10% des Gesamtgewichtes irgendwo wieder anzubringen, um dann eine Eigenschaft zu verbessern, aber andere Fähigkeites evtl. zu verschlechtern oder aber zumindestens den Windbereich zu verkleinern.
    Mit Gewichten kann man natürlich die Balance sehr gezielt beeinflussen und das Schöne ist, man kann sie auch leicht wieder entfernen :) Ich bin mit gewichtsgetunten Drachen bisher nicht warm geworden, aber wie gesagt, das kann auch "physologische" Gründe haben.


    Das "Schiefstellen" von Standoffs führt auch meiner Meinung nach im Wesentlichen lediglich einer Verkürzung und dementsprechend wird das Segel evtl. weniger ausgestellt, wenn mehrere Standoffs auf einer Seite installiert sind. Genau das kann die Backspin-Eigenschaften verändern.

    Zitat

    das beste Gewichtstuning ist das, welches nicht benötigt wird. Besser als Gewichtstuning ist es aber, den Drachen auf klassische Weise so abzustimmen, dass er alles macht.


    Jeder Drache ist zuerst einmal ja so abgestimmt, dass er überhaupt fliegt ;)
    Und ich sehe am Gewichtstuning den Vorteil, dass ich aus einem Drachen unterschiedlichste Flugstile herausholen kann. Mein Nirvana hat "nur" 15g dran. Der nächste gar kein Gewicht und wieder andere fliegen mit 25g!


    Und jeder Nirvana fliegt anders. Wäre nun der Std Nirvana so schwer, würde er vielleicht gar nicht so ankommen. :)


    Gruß,
    Malte

    Die kürzeste Entfernung zwischen zwei Tricks: eine saubere Gerade!