Betr.: Posts Retnüg vom 7. 6. 2012; 22:43 Uhr
Zitat:
Und noch eins. Das Buch – Lenkdrachen und Gespanne – ist vergriffen, also im Handel nicht mehr zu haben. Wenn gewünscht bin ich bereit, meine Betrachtungen zur Spannschnur abzuschreiben und hier zu posten.
(Selbstgespräch: - - - nein Retnüg, so was wie zitiert tut man nicht. Bleib doch deiner Linie treu und gebe einfach wieder, wovon du überzeugt bist. Dann wissen alle, was du mit deiner Antwort an Nugman hast sagen wollen und ne Menge Fragezeichen verschwinden)
Also:
Betrachtungen zur Spannschnur
Gegen laute Drachen hilft einfach und wirkungsvoll eine in die Schleppkante eingezogene Spannschnur, denn gespannte Kanten flattern nicht.
Laute Geräusche macht aber nur die lange Schleppkante am Flügel, nicht die kurze am Mittelteil. Es ist also nicht sinnvoll, die Spannschnur weiter als von der Segelspitze bis zur seitlichen Kielnaht, der Standoff –Position, zu ziehen. Aber wo die Schnur befestigen? Am Standoff geht nicht, also ziehen wir sie doch durch den Saum am Mittelteil, hängen sie an der Mittelspitze ein und spannen sie außen an den Segelspitzen. Das machen wir auf beiden Seiten und haben zugleich die beiden Segelspitzen gegen den Mittelstab abgespannt. Das ist der zweite Grund für eine Spannschnur: die langen Segelspitzen bei Darts abzufangen und gegen Schlagen zu sichern. Bei Starkwind und großer Belastung schlagen diese nämlich gewaltig.
Die Schnur wird also einmal nach links und einmal nach rechts von Hand angezogen und an den Spannnocken befestigt. Dabei treten logischerweise, wenn auch geringfügig, unterschiedliche Spannungen auf, die umso größer werden, wenn sich die Befestigung lockert und nachgespannt werden muss. Krass gesagt, aber realistisch, kann der Drachen verspannt werden. Die Folge können ein ungleiches Flugbild und Fluggeräusche sein, vor allem in engen Kurven.
Wie lässt sich Abhilfe schaffen? Zunächst einmal betrachten wir den Drachen als ein Ganzes und nicht als ein aus zwei Hälften bestehendes Gebilde. Der Drachen ist das, was er ist, ein halbflexibles Fluggerät, das vom Wind getragen, geformt und auch verformt wird. Die Verformung ist umso größer – und darum geht es hier -, je weicher oder flexibler das Gestänge ist. Sie tritt aber bei symmetrisch gebauten Drachen, so sollten sie sein, nur in bestimmten Fluglagen auf, z. B. engen Kreisen, Spins oder sonstigen Extremfiguren, niemals bei Geradeausflügen oder großen Kreisen.
Wollen wir mittels einer Schnur eine bestimmte Vorspannung in den Drachen einbringen, muss sicher gestellt sein, dass diese Spannung in allen Fluglagen, ob geformt oder verformt, gleichmäßig im ganzen Drachen wirkt. Was liegt da näher, als die Flügelspitzen gegeneinander abzuspannen und den Saum der Schlappkante als Führungstunnel für die Spannschnur zu nutzen. Da die Schnur im Tunnel gleiten muss, sonst kann sich die Spannung nicht ausgleichen, darf sie nicht um scharfe Ecken geführt werden wie z. B. um die mittlere Segelspitze, sondern muss möglichst gradlinig von der einen Drachenseite in die andere geführt werden. Dazu bietet sich die Standoff –Position an der seitlichen Kiellinie an. Die Schnur muss also vor dem Knick aus dem Saum austreten und auf der anderen Seite wieder vor dem Knick in den Saum eingeführt werden. Dazwischen liegt die Schnur auf der Rückseite frei.
Wenn nun die Schnur im freiliegenden Bereich geteilt und auf der einen Seite mit mehreren Knoten, auf der anderen mit einer Schlaufe versehen wird, kann die Spannung variiert werden. Wir schlagen also zwei Fliegen mit einer Klappe: erstens die abgespannten, langen Flügelspitzen und zweitens gespannte Schleppkanten. Während das eine das Schlagen der Flügelspitzen verhindert, wird durch das andere die flatternde Schleppkante ruhig gestellt.
Das Ergebnis ist ein in allen Fluglagen ausgeglichen und ruhig fliegender Drachen, der zudem noch geräuschlos ist. Dem wiederum kann abgeholfen werden, aber bitte nur zu Demonstrationszwecken und kurzzeitig, indem die Spannschnur gelöst wird. Die dann entstehende Geräuschkulisse kann sich hören lassen, ist allerdings auch nicht zu überhören. Da können sich Ruhe suchende Mitmenschen zu Recht gestört fühlen.
Eine weitere Spannmöglichkeit ist, die Spannschnur durch den Schlauch für die Klettbandumlenkung am Mittelstab zu führen und sie mit Schlaufen in die Spannnocken einzuhängen. Gespannt wird dann durch Drehen des Umlenkschlauches, gleichmäßig, beidseitig. Ein Zurückdrehen des Schlauches wird durch die Klettbandspannung verhindert.
Das ist aber nur sinnvoll bei flach ausgerundeten Schleppkanten, bei denen die Standoff –Position weit zur Mitte der Schleppkante liegt. Vorteil ist, wie schon gesagt, gleichmäßige Spannung und Wegfall der Beleg -Spannnocken, die an schlanken Flügelspitzen meines Erachtens ein bisschen klobig wirken. Das ist aber Ansichtssache.
Ein Spannungsausgleich ist damit allerdings nicht möglich, also auch nur eine zweitbeste Lösung.
Ende der Betrachtungen.
Also Drachenfreunde, führt euch meine Ausführungen zu Gemüte und denkt mal darüber nach. Kritik kann ich ab, obwohl meine Erfahrungen mit dieser Spannmethode nur positiv sind.
Retnüg