Konstruktionsmerkmale bei unterschiedlichen Drachentypen

  • Hallo,


    mich interessiert wie man einen Drachen konstruiert. Das Buch von Günter Wolsing über "Lenkdrachen und Gespanne" habe ich gelesen. Darin findet man ja schon einige Informationen zum Thema Drachenkonstruktion. Worauf aber leider weniger eingegangen wird, sind die Unterscheidungsmerkmale von Speed-, Power-, Trick- und Präzisionsdrachen bezüglich der Konstruktion. Um es genauer zu sagen wie sollte der Nasenwinkel, die Bauchtiefe, Position der uQS und oQS sowie der Stand-off sein. Leider habe ich bisher wenig Informationen dazu gefunden.


    Vielleicht könnt ihr mir ja Tipps geben, wo ich entsprechende Informationen finde bzw. könnt diese mir selber geben.

    Gruß
    Ralf


    Drachen fliegen ist erfrischend anders.

  • Zitat

    Um es genauer zu sagen wie sollte der Nasenwinkel, die Bauchtiefe, Position der uQS und oQS sowie der Stand-off sein. Leider habe ich bisher wenig Informationen dazu gefunden.


    Salut Ralf,


    und wahrscheinlich wirst du auch mit intensiver Suche nicht viel finden.
    Das liegt einfach daran, das es an ausführlicher Literatur fehlt. Wenn gleich es inzwischen zahlreiche gute Bauanleitungen für aktuelle Lenkdrachen gibt, in denen auch ausführlich auf Details eingegangen wird, fehlt bislang ein Universal-Werk, in dem auch auf das Entwerfen von Drachen und den Zusammenhängen von Konstruktion und Flugeigenschaften eingegangen wird.
    Bislang (und daran wird sich auch so bald nichts ändern) werden Lenkdrachen nach dem try and error- Prinzip gebaut. Auch wenn die Einwirkungen von Veränderungen einzelner Bestandteile recht gut bekannt sind, und eine Neuentwicklung beispielsweise eines Trickdrachens schon beim ersten Entwurf recht nah dem Endprodukt kommt, braucht es bei der Feinabstimmung meist noch 10-15 Prototypen um zum gewünschten Resultat zu kommen. Das liegt daran, das schon wenige Millimeter im Zusammenspiel mit anderen Details unvorhergesehene Veränderungen des Flugbildes mitbringen.
    Eine recht umfassende Beschreibung findest du hier.
    Ian gibt im wesentlichen die Grundzüge konstruktiver Merkmale bei Lenkdrachen wieder.

    À plus


    Steph/Elément'Air
    Calvados/France

  • Was ich schon immer wissen wollte aber bisher nicht zu fragen wagte: Steht darüber was bei Pil?


    Was mir da schon ziemlich lange vorschwebt, wäre eine Zusammenstellung solcher Fragen in tabellarischer Form:


    Spalte A: Gewünschte oder unerwünschte Eigenschaft, Spalte B: Erforderliches Konstruktionsmerkmal, Spalte C: daraus womöglich folgende Konsequenzen oder nicht gewollte Effekte; Gegenmaßnahmen findet man dann wieder in Spalte A.


    Beispiel:


    A: Spurtreue, Geschwindigkeitskontrolle - B: Gerade oder gerader geschnittene Schleppkante um äußeren Flügelbereich - C: Drachen wird laut.


    Dann kuckt man wieder bei A:


    A: Drachen laut - B: Kurvig geschnittene Schleppkante, Saumspannschnur - C: Geschwindigkeitszunahme, Präzisionsverlust.


    Sofort werden die Abhängigkeiten klar und man kann die gewünschten gegen die unerwünschten Eigenschaften abwägen. Hat man also einen Basisentwurf, dem man bestimmte Dinge an- oder abkonstruieren möchte, könnte mann sich in mehreren Schritten durch dies Tabelle durcharbeiten um die Ziele zu erreichen die einem vorschweben.


    Als ich darüber mal mit Ian diskutiert habe, war er ganz angetan. Ist aber auch schon wieder Jahre her, habe ich aus den Augen verloren, ich wollte erstmal ein Bisschen Fliegen lernen...


    Fie ham da einen Fuffel!


    Grufferik

    "Kann ich bitte Deine Kekse haben?"

  • Steph

    Zitat

    Bislang (und daran wird sich auch so bald nichts ändern) werden Lenkdrachen nach dem try and error- Prinzip gebaut.


    Ich denke grobe Konstruktionsmerkmale wird es wohl geben, denn ein Speed- und Trickdrachen da sind ja Welten zwischen. Mir ist auch klar das ein Prototyp reichlich Feintuning braucht um zum gewünschten Ergebniss zu kommen. Feintuning ist aber ja auch an den Bauplänen, die hier im Forum abgehandelt werden notwendig bzw. da hat doch jeder irgendwo auch seine eigenen Vorstellungen wie ein Drachen fliegen soll.


    Zitat

    Ian gibt im wesentlichen die Grundzüge konstruktiver Merkmale bei Lenkdrachen wieder.


    Auf der Seite von Ian war ich zwar schon, aber ehr wegen den Bauplan vom Thornback. An den Rest z.b. Design hab ich mich nicht rangewagt. Da muss ich doch wohl mal den Übersetzer von Google in anspruch nehmen und durcharbeiten. ;)


    Danke für den Tip. :H:


    Datenland

    Zitat

    Was mir da schon ziemlich lange vorschwebt, wäre eine Zusammenstellung solcher Fragen in tabellarischer Form:


    Mit so einer Tabelle kann man sicherlich viel anfangen und würde meine Frage so beantworten. Bestimmt nicht nur bei der Konstruktion sonder auch beim Feintunig.

    Gruß
    Ralf


    Drachen fliegen ist erfrischend anders.

  • @ ralf,
    wenn du das wolsing buch gelesen hast, weisst du ja schonmal,
    dass grösser nicht unbedingt = mehr zug sein muss.
    nimmst du dagegen die s-kites, stimmt diese formel wieder.


    dann gibt es noch: je flacher desto speed.
    und je mehr knattern desto präzise.
    und und und.
    alles kann man aber wiederum so kombinieren und ändern,
    dass es nicht mit wenigen sätzen oder formeln zu beschreiben
    wäre, wie ein drachen konstruiert werden muss.


    tatsächlich entstehen die meisten durch try-and-error.
    auch viele fachsimpeleien beim bierchen auffm drachenfest
    können ideen bringen.


    so denke ich, dass du keine abschliessende antwort auf deine frage bekommen
    wirst. schade, aber wahr! ;)

  • Mir ging es aber auch um eine grobe Richtung, so als einstieg. Die Informationen, die ich bekommen habe zielen schon ab meinen Wissenshunger zu Befriedigen. Ich muss mich jetzt erstmal durch die ganzen Informationen durchlesen.

    Gruß
    Ralf


    Drachen fliegen ist erfrischend anders.

  • Zitat

    Ich denke grobe Konstruktionsmerkmale wird es wohl geben, denn ein Speed- und Trickdrachen da sind ja Welten zwischen.


    Ja sicher, schau dir einfach mal einen Trick- und einen Speeddrachen nebeneinander an, dann hast du die groben Unterschiede der beiden Konstruktionsmerkmale. Das ist dann aber auch alles, denn selbst etablierte Ansichten wie, Speedrachen sind flach und präzise Drachen haben mehr Bauchung lassen sich durch Ausnahmedrachen widerlegen. Wer schon mal den California Wasp von Miguel Rodriguez geflogen ist, hat sich sicherlich gewundert, wie eine solch flache Flunder so präzise sein kann. Oder Drachen mit extremer Streckung sind schlecht für knackige Ecken: Ich habe auch schon einen geflogen, wo dies durch das Zusammenspiel und die Eigenart mehrerer Konstruktionsmerkmale möglich war, und der in der Präzision alles andere in den Schatten stellt. Vom Aussehen her hätte man allerdings eher an einen Powerdrachen gedacht.


    Daher bin ich auch skeptisch, das man das alles in Tabellenform wiedergeben könnte.



    Sicherlich lässt sich so einiges genauer beschreiben und bestimmen. Aber ein bestimmtes Merkmal kann sich im Zusammenspiel mit einem anderen verändern, und wieder mit einem dritten aufheben usw.
    Diese komplexen Zusammenhänge lassen sich nur schwer zusammenfassen.


    Dabei haben wir es ja mit dem Delta seit dem Hawaian eigentlich mit einer Grundform zu tun, an der sich seit 15 Jahren nichts wesentliches verändert hat.

    Vielleicht hat ja mal einer viel Zeit und Ideen, um das alles aufzutüddeln.


    «Einmal Fusseln - immer Fusseln.»
    Sloganizer.net

    À plus


    Steph/Elément'Air
    Calvados/France

  • Keineswegs war das mit der Tabelle so gedacht, dass damit jeder aus einem Lätzchen einen Spitzendrachen machen kann.
    Auch habe ich von vorne herein nur an eine Kategorie gedacht, natürlich Trickdrachen; sonst wäre der ganze Vorgang viel zu allgemein. Mir geht es eher darum, das bei den hier vorhandenen Bauplänen, aber womöglich auch bei gekauften Drachen ja eine gute Basis vorliegt die sich der eine oder andere Flieger in bestimmten Eigenschaften genauer auf seinen persönlichen Bedarf tunen möchte. Ein Bisschen stabilerer Fade, etwas mehr Wickelfreude... so in der Art.
    Das sich die Faktoren womöglich zu mehreren überlagern und nicht nur jeweils paarweise ist natürlich klar. Aber genauso sind bestimmte Eigenschaften ja über unterschiedliche Parameter manipulierbar und nicht nur über einen. Und wenn die eine Änderung nicht zum gewünschten Erfolg führt oder ungewollten Nebeneffekten führt würde man in der Tabelle ja vielleicht eine andere Maßnahme finden, die ungefähr den gleichen Effekt hat ohne die unerwünschten Nebenwirkungen.


    Grusserik

    "Kann ich bitte Deine Kekse haben?"

  • Hallo Erik,


    eine derartige Tabelle ist prinzipiell eine gute Idee, führt in der Praxis aber dazu, dass man unendlich lange im Kreis herum entwickelt. da sich die Maßnahmen gegenseitig kompensieren. Somit gilt es für jeden Parameter einen Mittelwert zu finden, bis alle geforderten Eigenschaften im richtigen Verhältnis vorhanden sind. Die Kunst dabei ist es, die Ausnahmen von der beschriebenen Regel zu finden, um auch gegensätzliche Eigenschaften in einem Drachen zu vereinen. Und genau da führt so eine Tabelle in die Sackgasse der Endlosschleife.


    Gruß
    Heiko

  • Furchtbar, wie aufwendig diese Entwicklerei ist!
    10-20 Proto's, tonnenweise Material und Unmengen
    an Zeit, bis das Eisen so fliegt wie es soll.
    Ob die Einleinerfraktion da auch so viele Probleme hat? :-o
    Ich spiel ja auch öfters mit dem Gedanken den ultimativen
    Speed-Powerkite zu entwickeln, aber ich würd wohl
    eher mit den Nerven bankrott gehen, als das det Ding
    anständig tut. :(
    Ich denk mir immer halt, flach, gestreckt, steif. Aber
    trotzdem es viele gibt die so sind, sind sie doch alle
    verschieden und dann frag ich mir warum und komm
    nicht dahinter. :-/

    Gruß: Stefan


    - Das Leben ist eine Baustelle, also pass auf wo du hintrittst -

  • Zitat

    Was ich schon immer wissen wollte aber bisher nicht zu fragen wagte: Steht darüber was bei Pil?


    Zitat

    Für die "grobe Richtung"...
    Hier bestellen und lesen:


    Gruß
    Mark


    Sorry Mark, ich hab's bestellt und selbstverständlich auch gelesen..... aber darüber ist imho wenig in Pauls Buch zu finden. Warum, das hat Heiko ja schon einleuchtend beantwortet. Oder hab ich in dem Buch was überlesen?


    Gruß
    Olli

    Gruß Olli a.k.a. Herr Jeh a.k.a. owner of several rote Drachen a.k.a. Duke of Dödel-Flying

  • Wingo


    Ob das gleich ein ultimativer Drachen für den Anfang werden muss denke ich nicht. Ich werde sicherlich irgendwann mich ransetzen und einfach drauflos Zeichnen, den Entwurf dann bauen und hinterher sehen wie das Teil fliegt und im Rahmen des Möglichen verbessern, ohne 10-20 Prototypen zu bauen. Bis das aber soweit ist, werde ich erstmal vorhandene Baupläne nehmen und danach Drachen bauen.

    Gruß
    Ralf


    Drachen fliegen ist erfrischend anders.

  • Geko


    Dafür bin ich einfach zu anspruchsvoll. Ich würd mir die
    Krätze ärgern, wenn er nicht so fliegt wie erwartet,
    ( erhofft ). Da kauf ich lieber, denn da weiß man das
    det Ding funktioniert. Oder bauen nach Plan.
    Außerdem fehlt mir zum entwickeln einfach das Wissen
    und die Erfahrung. Aber vielleicht wird's ja irgendwann. :)

    Gruß: Stefan


    - Das Leben ist eine Baustelle, also pass auf wo du hintrittst -

  • Zitat

    Ob das gleich ein ultimativer Drachen für den Anfang werden muss denke ich nicht. Ich werde sicherlich irgendwann mich ransetzen und einfach drauflos Zeichnen, den Entwurf dann bauen und hinterher sehen wie das Teil fliegt und im Rahmen des Möglichen verbessern, ohne 10-20 Prototypen zu bauen. Bis das aber soweit ist, werde ich erstmal vorhandene Baupläne nehmen und danach Drachen bauen.


    Das ist schon der richtige Weg. Einfach mal anfangen und sich auch nicht von evt. Fehlschlägen entmutigen lassen. Du wirst sehen, das schon nach dem dritten so manches viel klarer wird. Wer wirklich an eigenen Konzeptionen arbeiten will, dem empfehle ich viele Drachen zu bauen und um die Kosten erträglich zu halten, das Design möglichst einfach zu halten und Standartmaße beim Gestänge zu verwenden, damit dieses oft wiederverwendet werden kann.
    Für den ersten ruhig einen erprobten Bauplan verwenden, ein selbstgebauter Drachen der auch gut fliegt motiviert eher zum weitermachen.
    ;)

    À plus


    Steph/Elément'Air
    Calvados/France

  • Zitat

    Original von Herr Jeh



    Sorry Mark, ich hab's bestellt und selbstverständlich auch gelesen..... aber darüber ist imho wenig in Pauls Buch zu finden. Warum, das hat Heiko ja schon einleuchtend beantwortet. Oder hab ich in dem Buch was überlesen?


    Gruß
    Olli


    da steht "grobe Richtung" ganz oben Olli - und warum soll das Buch das nicht liefern? Schau Dir mal den ursprünglichen Post UND seinen dritten Post an bitte...