Snowkite Race - Das erste Mal

    Hallihallo zusammen


    Letzten Samstag war es soweit: Ich bin mein erstes Snowkite Rennen gefahren! Und da mich sooo viele tolle Eindrücke mit nach Hause begleiteten, dachte ich, ich schreibe einen kleinen Bericht über dieses Erlebnis. In der Hoffnung, dass ich damit evtl. den einen oder anderen Rider überzeugen kann, künftig ebenfalls an solchen Events teilzunehmen.


    Ich bin ja schon seit einigen Jahren mit Skiern und Schirm unterwegs. Aber einfach zu wenig oft und zu wenig regelmässig, als dass ich zu den Pros gehören könnte. Ich liebe Freeriden und das Spiel mit dem Gelände bei tiefem Pulverschnee und strahlendem Sonnenschein.


    Offizielle Events haben mich eigentlich schon immer gereizt, aber bisher hatte ich einfach zuviel Respekt vor den grossen Grössen mit ihren 2m-Latten und ihren Rennsicheln am Himmel. Zu gross war die Angst, dort nicht hin zu gehören oder nur ein Hindernis auf der Strecke zu sein.


    Letzten Samstag viel bei mir jedoch ein anderer Event weg und so entschied ich mich kurzfristig nach Silvaplana zu fahren, wo das Rennen der Swiss Snowkitetour und der Ozone Snowkitemasters statt fand. Sicherlich kein einfacher Einstand bei 55 Teilnehmern am Start. Aber die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sowohl der Organisatoren als auch der Teilnehmer liess alle Angst verschwinden. Die Stimmung ist einfach unglaublich und man lernt viele neue Gesichter kennen, von welchen man bisher nur den Benutzernamen in einem Forum kannte.


    Überzeugt hatte mich übrigens Andi Nützi. Daher ein riesengrosses Dankeschön an ihn an dieser Stelle!


    Zuerst ging es ans Briefing: Der Kurs und die Regeln wurden erklärt. Zu fahren galt es einen Dreieckskurs mit einer zusätzlichen Wendemarke auf der Downwindstrecke. Neu für mich waren dabei die Fahrregeln, welche von den üblichen Regeln beim Segeln abwichen: Rechts vor links und Ausweichen immer nach rechts. Aber die waren easy anzuwenden, wie sich später herausstellte.


    Dann folgte das lange warten auf Wind. Mit Sonne, cooler Mucke, gratis Getränken und einer leckeren Bratwurst war das aber keine grosse Tortur.
    Als der Wind jedoch plötzlich einsetzte, spürte man förmlich die Spannung in der Luft. Also runter zur Technikzone, Kite ausgerollt, angeleint und gestartet, Skier ausserhalb der Technikzone angezogen, und ab zum Einwärmen. Kurz vor dem Start des ersten Rennens verdichtete sich dann die grosse Masse vor der Startlinie und ich stellte mich mit genügend Abstand hinten an.


    Mein Ziel war es ja nicht, etwas zu reissen, sondern lediglich Erfahrungen zu sammeln. Mit meiner 15er HQ Matrixx und meinen Rossignol S3 Freeride-Skiern stand ich sowieso da wie ein Gokart neben einer F1-Bolide. Nicht falsch verstehen: Ich liebe die Matrixx wie auch die S3-Skier. Super geniale Dinger zum Freeriden! Aber für dieses Rennen bei eher wenig Schnee und Wind war es das falsche Material.


    Rennen 1:
    Los ging das erste Rennen a 15min (Geplant waren 15min-Rennen mit jeweils 15min Pause dazwischen). Gleich nach der Startlinie ging es auf den Kreuzkurs. Hier mussten die neuen Fahrregeln bereits sitzen. Den ersten paar Konkurrenten versuchte ich mit Abstand zu begegnen, wie ich es vom freien Fahren gewohnt war. Das hat man mir dann wohl angemerkt und mit einem freundlichen Lächeln kam zurück: "Do chasch s'nöchschte Mol no guet vore dore!". Das machte Mut. An der ersten Wendemarke vorbei ging es auf den Halbwindkurs. Also Schirm und runter und Tempo hoch. Hier lief die Matrixx richtig gut an und war nur wenig langsamer als die neue Generation Hochleistungsschirme. Nun folgte die zweite Wendemarke und ein Raumkurs war angesagt. Ich versuchte den kürzesten Weg zu nehmen, aber das gefiel weder der Matrixx, welche Strömung suchte, noch mir, welcher durch eine riesige Wasserblase unter dem Schnee Geschwindigkeit und Zeit verschenken musste. Dann wieder auf Halbwindkurs und über die Ziellinie.
    So schaffte ich immerhin 2 Runden und kam mit einem riesigen Grinsen zurück in die Technikzone für eine Drinkpause.


    Rennen 2:
    Für das zweite Rennen überlegte ich mir eine neue Strategie, was die zu fahrenden Kurse anbelangte. Ziel war es, beim Aufkreuzen und auf dem Raumkurs weitere Wege zu fahren, durch die angepassten Strecken aber mehr Strömung am Schirm zu haben und so höhere Geschwindigkeiten fahren zu können. Das funktionierte zwar, aber nur bedingt. An den Start ging ich wieder als letzter, diesmal jedoch nahe am Geschehen. Leider gab es kurz nach dem Startsignal ein riesiges Schirmdurcheinander im mittleren Feld und ich musste weit in Lee vorbeifahren, was mich Zeit und Höhe kostete. Dazu kam der schwächelnde Wind auf dem Kreuzkurs. An der 2. Wendemarke vorbei musste ich mich zusätzlich bei einem Zweikampf geschlagen geben. Mein Schirm machte dann zuerst mal eine kurze Bonbonpause. Die zweite Runde lief dann jedoch besser und ich holte wieder auf. Aus Sicht eines Zuschauers muss das ganze vermutlich ziemlich langweilig aussehen, aber wenn man selber im 2m-Abstand an der Konkurrenz vorbei zieht und sich 10 Schirme gegenseitig die Tips streicheln, dann ist das Action pur!


    Rennen 3:
    Ich hatte Blut geleckt und wollte noch mehr kämpfen. Ich habe mich wieder hinten angestellt und diesmal sogar mit noch mehr Abstand als bei den ersten zwei Rennen. Dies aber mit voller Absicht. Geplant war während den letzten 10 Sekunden vor Start möglichst viel Speed aufzubauen, um dann unmittelbar hinter der grossen Masse und weit in Luv mit möglichst viel Strömung im Schirm auf den Kreuzkurs zu gehen und so Plätze gut zu machen. Leider bremste mich wiederum ein Schirmwirrwarr auf 0 und reine Technik war gefragt. In dieser Rennrunde konnte ich sogar einige Hochleisterschirme (Chronos, Speeds, Protos) hinter mich bringen und so fuhr ich kaputt aber zufrieden über die Ziellinie.


    Eigentlich war ich schon heiss auf die nächste Runde, aber der Renntag war am Ende angelangt. So ging es mit gemischten Gefühlen ans Rangverlesen.
    Auf der einen Seite wollte ich lediglich Erfahrungen sammeln und auf der anderen Seite waren die Erfahrungen nun da und ich wild darauf, daraus zu lernen. Nun muss ich meine Vorhaben wohl auf die nächste Möglichkeit, an einem Rennen teilzunehmen, verschieben. Die 16 Teilnehmer, welche ich hinter mir lassen konnte, stimmen mich auf jeden Fall positiv.


    Ich komme zurück :)


    Aus dem Event habe ich vor allem gelernt, dass man kein Racematerial braucht, um trotzdem Spass an dieser Disziplin zu haben und spannende Zweikämpfe erleben zu können. Man braucht sich auch als Neuling nicht zu scheuen, in diese Disziplin rein zu schnuppern. Man wird vorbildlich aufgenommen. Aber Achtung: Es macht süchtig!


    Ich möchte mich noch bei Denise für den netten Kontakt sowie allgemein bei den Organisatoren für den gelungenen Event und das gewonnene Flysurfer-Beanie bedanken!


    http://www.snowkitetour.ch
    http://www.ozonesnowkitemasters.com


    Und wer noch einen Bericht aus Pro-Sicht lesen möchte:


    http://www.unhooked.ch


    Greez


    Domi




    PS: Auch am Rennen teil nahm einer mit der neuen HQ Zeekai (Als Montana getarnt). Leider sah ich nicht genau, wer diese flog. Auf jeden Fall sah das Schirmchen serientauglich aus. Gibt es bereits die Möglichkeit, diesen in der Nähe zu testen? Ich bin schon sehr interessiert daran!


    PPS: Soweit ich weiss, findet diesen Winter nur noch das Rennen am Reschensee statt. Sollte jedoch jemand in der Umgebung spontan ein Fun-Race organisieren wollen: Ich wäre sofort mit dabei!





    - Editiert von Kitelehrling am 02.03.2015, 22:20 -

    • Offizieller Beitrag

    Geht ganz nett in die Oberschenkel bei 3 oder 4 Runden quer über den See, gell?
    Fühl mich glatt zurückversetzt um 10 Jahre. Da hatte ich recht ähnliche Erlebnisse an gleicher Stelle.
    Am Anfang dachte ich: Bloß nicht liften lassen und quer durchs Starterfeld fliegen :D , ist aber alles gut gelaufen.
    Nach 4 Rennen am Tag war ich ja sowas von platt!

    Wow - klasse! Hätte ich auch mal Lust zu ... Erzähl mal: Wann hast du dich entschieden mit welchem Schirm du startest? Der Silva funktioniert im Sommer nur mit Thmermik (Majolo oder so) ....wie ist das im Winter? Und ist das nicht n Kuddelmuddel beim Start wenn da 50 Leute ihre Schirme auslegen? Wo am Silva seit ihr denn gestartet? Ich kenn den nur im Sommer vom Kitesurfen. Das ist ne bisschen tricki Situation da am Start...
    Die Schweiz ist ja durch den neuen Kurs fast unbezahlbar geworden find ich, schön, dass es die Vesper für TN umsonst gab! Haste noch n paar Bilder?

    :H: Klasse Bericht!
    Ich hätt da auch mal bock drauf aber in Schleswig-Holstein sind nicht So viele snowkiterennen ;) .


    LG

    Kites? Flysurfer Boost 3 9/13/15 UK Cruiser 3, Gin Yoz II 2.8
    Untersätze? Flysurfer Rush II 140
    Kitejunkie.com

    Ja, das macht ein Stück neidisch
    Ist bestimmt ein super Erlebnis.

    Hey, vielen Dank für das tolle Feedback :D


    Kitelehrling: Ganz so schlimm war es schon nicht, kite ja schon ein Weilchen ;) Aber meine Oberschenkel hatten im Anschluss auch eine Massage nötig :-O


    @Meggi: In Silvaplana kannst du natürlich auch bei Ostwind kiten, sogar im Sommer. Speziell dann solltest du aber Höhe halten können. Lediglich der Nordwind ist extrem gefährlich! Einerseits unten bei der Schule extrem böig und stark und andererseits kann es sein, dass du ein paar Meter weiter draussen auf dem See plötzlich kein Wind mehr hast. Ideal ist aber schon der thermische Wind (Maloja). Den hast du auch im Winter, einfach weniger zuverlässig und weniger stark. Im Sommer fängt der Spass ab 11 Uhr an, im Winter meist erst ab 14 Uhr. Bei den angesagten 3 Bft war für mich eigentlich von Anfang an klar, dass ich die 15er ziehe. Etwas Grösseres habe ich nicht und bei konstantem Wind fliege ich die auch weit in die 4 Bft hinein. Die nächste Grösse wäre die 9er gewesen, welche ich meist aufm Bernina nutze. Diese Abstufung ist zum Freeriden in Ordnung, aber beim Race wäre eine 12er als Folgeschirm sicherlich nicht verkehrt gewesen. Die meisten Kiter waren übrigens mit 15ern und 18ern Hochleistern am Start. Platz hatte es eigentlich genug. Dort wo im Sommer ein- und ausgepackt bzw. ein- und ausgestiegen wird, war die Chillout-Zone. Die Technikzone lag dann unmittelbar nach dem Einstieg auf dem See. Für 55er Rider war sie definitiv zu klein, aber die Teilnehmer schafften selbständig noch eine weitere, inoffizielle Zone um die offizielle Zone herum. In der Technikzone durfte ausgelegt, gestartet, gelandet und zusammengepackt werden und das funktionierte auch problemlos. Die Skier und Boards durften jedoch nur ausserhalb dieser Zone angezogen werden. Speziell der Sicherheit wegen, falls ein Start- oder Landemanöver doch nicht so, wie geplant, stattfinden würde. Der Rennkurs war weiter in Luv ausgesteckt. Die Startlinie war in etwa auf Höhe des Campingplatzes. In Silvaplana geht es übrigens auch im Sommer gemütlich zu und her. Einfach unter der Woche anreisen ;) Fotos von mir habe ich leider keine :( War wohl zu wenig interessant :-/ Aber auf der Seite des Organisators findest du noch andere :)


    Greez


    Domi

    • Offizieller Beitrag

    Ich hab mal ein paar geknipst:Engadin-Bilder


    Zitat

    Kitelehrling: Ganz so schlimm war es schon nicht, kite ja schon ein Weilchen [Zwinkern]


    Später wurde ich dann auch was mutiger. Doof war damals das mein erstes Rennen bei übelsten Julierwind gestartet wurde.
    Ging ja mit meiner 9er Peter Lynn G2 noch ganz ordentlich, während Buggyhochleister schon schwer gegen Klapper kämpfen mußten.


    Prima find ich auch die Idee, das Rider die eine mitfahrende Partnerin mitgebracht haben, keine Stratgebühren zahlen mußten.
    Weiß ja nicht wie stark dies genutzt wurde, doch das animiert schon mehr an so Rennen teilzunehmen. :H:
    Nur schade das die Schweiz recht teuer geworden ist.