Schweres Segel beser zum Tricksen?

    Moin,

    Ich habe heute morgen étwas mit dem Drachen und dem Meer gespielt. Mit einem Segle, das zur hälfte eingetaucht war, ließ sich der Drachen viel besser und exakter tricksen. Gibt es Erfahrungen in dem Bereich, schweres Segelmaterial gegen leichtes. Ich habe sonst immer Icarex verbaut und komme jetzt ins Grübeln.
    Grüße von der Ostsee

    Gruß
    Achim


    Wirkliche Intelligenz beginnt dort, wo man erkennt, dass es mit dem eigenen Unterscheidungsvermögen nicht so weit her ist......

    von welchem Drachen sprichst du?
    Ich flieg auch oft und gerne direkt über der Ostsee (Jacobs Ladder 1m überm Wasser, Cointoss/Kaskaden mit Flügelspitzen 5cm drin 8-) ) wobei mir dabei auch schon oft der Drachen abgesoffen ist.


    :( Besser und Exakter? :(
    Okay, einige Oldschool Sachen vielleicht. Ansonsten kann ich das so nicht bestätigen.

    Nur die untere Hälfte war nass? Liegt es evtl. an dem Mehrgewicht im unteren Segelbereich? Beziehungsweise die Schwungmasse ist nur im unteren und äußeren Segelbereich vergrößert worden? Könnte Vorteile bei gewissen Tricks bringen. Waren es den spezielle Tricks die besser gingen, oder einfach nur das Gesamtgefühl, so als ob er eben "besser rumgeht"? Ich spiel auch oft im Wasser, aber habe bisher nur die Erfahrung gemacht, dass der Windbereich wo der Drachen gut fliegt, dann deutlich nach oben geht.


    Gruß,
    Daniel

    Mein Flugspot: Drachenwiese Dornumersiel
    Es ist weniger schwierig Probleme zu lösen, als mit ihnen zu leben. (Pierre Teilhard de Chardin)

    Ich denke, dass der wesentliche Unterschied im Flugverhalten zwischen einem Polyester- und Nylontuch nicht im unterschiedlichen Gewicht liegt. Bezogen auf das Gesamtgewicht eines Drachens ist die Gewichtsersparniss bei Verwendung von beispielsweise 32g/m Icarex gegenüber 42g/m Porcher vernachlässigbar gering. Bei 1m² Grundfläche (etwa der Grösse eines Nirvanas) sind das 10g von durchschnittlich 300g Gesamtgewicht. Also nicht einmal 5%.
    Und Unterschiede im Flugverhalten habe ich auch schon bei der Verwendung von unterschiedlichen Nylontüchern mit gleichem Gewicht, für ein und den selben Drachen feststellen können.
    Ich bin aber auch dazu übergegangen, recht grosszügig bemessene Verstärkungen (Mylar, Dacron, Gurtband) zu vernähen, um etwas mehr Gewicht mitzubringen. Das bringt zusätzlich Inertie bei Zahlreichen Tricks mit Schwungbewegung (Yoyo, Axel, Backspin etc.)
    Ein plus an Präzision mit nassem Segel habe ich allerdings noch nicht feststellen können. Da ich hauptsächlich mit Porcher fliege liegt das warscheinlich daran, das Nylon mehr Feuchtigkeit aufnimmt und sich mehr dehnt als Polyester und somit das Flugverhalten zu stark beinflusst. Man hat wirklich den Eindruck ein nasses Handtuch am Ende der Leinen zu fliegen.


    Gruss an die Ostsee und viel Vergnügen beim Fliegen. 8-)

    À plus


    Steph/Elément'Air
    Calvados/France

    Als ich mit dem Tsunami noch im Wettkampf unterwegs war, habe ich immer großzügig den Bereich der Schleppkante mit Wasser getränkt...dies machte ich jedoch ausschließlich aufgrund verbesserter Präzision.


    Wurde das restliche Segel aufgrund von Regen nass, fand ich das Resultat recht schlecht...


    Ein recht großen Effekt macht der Unterschied zwischen Polyester- und Nylontüchern. Jedoch - wie Steph schon sagte - nicht aufgrund eines evtl. Gewichtsunterschieds. Bei vielen Drachen fliegt ein Std. aus einem Nylontuch wesentlich besser...

    Früher war es üblich Std. und besonders Vtd. Versionen mit Nylon statt Polyester Segel zu bauen. Das sich heute fast überall das Icarex PC 31
    durchgesetzt hat wird sowas so gut wie gar nicht mehr gemacht. Ich hatte mal ein Black Jack Set inklusive Vented Version aus Toray 42u.Gaze/LE aus Dacron (Std: Icarex P31/LE aus Nylon). Beide Drachen hatten die gleiche Bestabung und der Gewichtsunterschied war gewaltig, deutlich über 40g!
    Ebenso bei meinen TTs. Der Std. hat eine Ventex Hülle und einen Mix aus 11 u. 12g Stäben (Dynamic 12, 3PT,P100). Der Vented hat eine Nylon/Gaze
    Hülle mit Dacron LEs und 15g Stäbe (5P, 5PT, P200). Eckverbinder, Stand offs und der ganze Kleinkram sind identisch mit dem Std. Dieser Vented ist
    über 70g schwerer als der Standard und das kann nicht alles vom etwas schwereren Gestänge kommen! Die Gewichtszunahme kann also durchaus sehr gross sein.


    Bei viel Wind ist größere Schwungmasse natürlich eine gute Sache, besonders wenn sie durch ein schwereres Segel so gleichmässig über den Drachen verteilt ist. Gleichmässiger geht es nicht.


    Ich finde es jedenfalls schade dass die Hersteller diesen Weg der Massezunahme bei einem Drachen nicht mehr nutzen.

    Gruß aus Berlin, Carsten

    Carsten, wie du sagst, macht die Leitkante viel aus!


    Im Drachenbau verwendetes 50mm Dacronband wiegt 170g/m²
    Im Drachenbau verwendetes 50mm Spinnakerband (Polyant) wiegt 65g/m²


    Eine vernähte Leitkante (am Flügelende eingeschlagen) ist meistens etwa 150cm lang. Macht 300cm Leitkantenband pro Drachen. Das macht 0,15m² Leikantenband. Also wiegt ne Spi-LK etwa (grob) 10g, eine Dacron-LK grob 26g.


    Kaum zu glauben, aber das sind immerhin 16g Gewichtsunterschied. Summiert man dies mit denen von Steph beschrieben 10g vom Nylontuch und dem Mehrgewicht von 3/4g pro Stab, so kommt man auf die von dir erfassten 40g

    Hmm, ja ich denke auch das das Dacron da ein großer Faktor ist. Ich habe keine Vergleichsmöglichkeiten, da ich nicht weiss wie schwer jetzt ein Black
    Jack Vtd. mit Dacron LE und Icarex Segel, bzw. ein TT Vtd. mit Dacron LE und Ventex Segel wäre. Auf jeden Fall sind diese Vtd. Hüllen sehr viel schwerer als die entsprechenden Std. Hüllen, was dem tricksen bei viel Wind sehr entgegen kommt und zwar ohne zusätzliches Gewichtstuning.
    Wie schwer ist eigentlich die Gaze im Vergleich zu solchen Tüchern?

    Gruß aus Berlin, Carsten

    Sicherlich ist ein schwererer Drachen in allen Achsen drehfreudiger. Mein XTRVV ist komplett mit PT7-Knüppeln bestabt, der fliegt die schnellsten Yoyos die ich kenne.
    Allerdings kommt bei einem nassen Segel meiner Erfahrung nach noch ein Effekt hinzu: Es wird nämlich sehr viel weicher. Die Transfers sind eigentlich von Natur aus leise, aber im Regen oder wenn ich mal wieder einen Drachen im Bach versenkt habe brummen sie ganz schön los. Das sollte einigen Einfluss auf die Flugeigenschaften haben? Ich denke die Präzison nimmt etwas zu, was ja auch beim fliegen von Tricks eine gewisse Wirkung hat.


    Achim: Vielleicht bist Du ja auch einfach nur entspannter wg. Urlaub und deshalb erfolgreicher geflogen?


    Schöne Tage noch, Erik

    "Kann ich bitte Deine Kekse haben?"

    Guten Morgen,
    Ich versuche mal alles abzuarbeiten:
    Der Drachen war am Anfang nur mit der Schleppkante im Wasser Danach war das gesamte Fluggefühl besser. Ich hjatte das Gefühl, das der Drachen in viele Positionen regelrecht einrastet.


    Gut, mein Trickrepertoire verdient diesen Namen nicht. Die wenigen Tricks die mir gelingen gingen aber deutlich definierter. Speziell, Jojo, Fade. Backflip, Axel, Kaskade, und Kombinationen. Die erhöhte Masse hat dann dafür gesorgt, das ich die Jacobsladder mit 540er Lazys fliegen konnte.
    Nachdem das Segel komplett nass war, hat er sich auch so verhalten wie ein nasses Handtuch.


    Drachen? der graue WC3 UL aus meinem Avatar.


    Das Segel brummt normalerweise leise vor sich hin. Nass wurde der Ton deutlich tiefer und ich konnte der Schleppkante beim Flattern zusehen. 8-)
    dein ähnliches ergebnis kann man bekommen mit einer Mylar verstärkzen Schleppkante, oder mit einer dicken Saumschnur, die man lose lässt.
    Heute Morgen habe ich versucht das Ergebnis nochmal zu reproduzieren. Und es war fast identisch. Übrigens Wasserspiele mit eintauchen der Leitkantenspitzen bringen fetz. Und ein Fade dierekt über dem Wasser hat seinen ganz besonderen Reiz.


    Meine Empfinden ist, das ein paar Gramm Wasser im Segel vorteilhafter sind, als die selbe Menge Gewicht am Kiel.


    Ich hatte schonmal einen versuch mit jeweils 2 Gramm Gewicht an der Leitkante, Das brachte kein vergleichbares Ergebnis.



    Jetzt muss ich wieder arbeiten gehen,
    Bis demnächst

    Gruß
    Achim


    Wirkliche Intelligenz beginnt dort, wo man erkennt, dass es mit dem eigenen Unterscheidungsvermögen nicht so weit her ist......

    Prinzipiell hat Wasser gegenüber zusätzlichen Verstärkungen das zusätzliche Gewicht im Segel gemein. Der Haupsunterschied ist aber, dass Wasser das Segel elastischer macht, während Verstärkungen und dickeres Material eher eine Aussteifung bewirken.


    Wie Arne beschrieben hat, wurden u. A. bei den Tsunamis die Schleppkanten im Wettkampf gerne nass gemacht, um die Präzision zu verbessern. Bei den Drachen der ersten Serie mit eingeschlagenem Saumband war das leider notwendig, weil sich das Icarex nach vielen Flugstunden stärker gedehnt hat, als das Saumband. Dadurch wurde die Schleppkante wie von einer Saumschnur gespannt. Um dem Piloten die Wahl zwischen Laut und Leise zu lassen wurde der Saum nach bekanntwerden dieses Problems auf einfach gefaltetes Band umgestellt, so wie es meine selbst genähten Tsunamis schon immer hatten.


    Nylon in Standards und Venteds zu verwenden wird in Drachentests leider mitunter schlecht bewertet (Materialwahl). Deshalb verzichten fast alle Hersteller auf die vorteilhaften Starkwindeigenschaften schwerer dehnbarer Tücher. Beim Tsunami war mir das egal. Deshalb werden Standard und Vented bis heute aus Chikara genäht. Es sollte aber auch nicht verschwiegen werden, dass nicht jeder Drachen positiv auf die Verwendung von Nylon reagiert. Nylon verarbeitet Böen besser und ist stabiler. Zudem hat es die Fähigkeit, sich nach Dehnung wieder zusammenzuziehen. Neben diesen positiven Eigenschaften verringert es aber das direkte Ansprechen eines Drachens und saugt Wasser wie ein Schwamm. Der Markt bietet mittlerweile leider keine beidseitig mit Silikon beschichteten Tücher mehr an. Das letzte Tuch dieser Art (Toray 40 g/m²) ist seit ca. 10 Jahren nur noch als Restbestand in sehr ausgewählten Farben erhältlich. Tücher anderer Fabrikate, die mit Silikon beschichtet sind, haben leider nur eine einseitige Beschichtung, die neben sehr viel Verschnitt auch die Wasseraufnahme begünstigt.


    Gruß
    Heiko